Jeden ersten Donnerstag im Monat geben Literaturkritiker und Krimispezialisten die Romane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben.

1(-) Daniel Woodrell: Der Tod von Sweet Mister
Aus dem Englischen von Peter Torberg Liebeskind, 192 S., 16,90 €
West Table, Ozarks, Missouri. Shug ist 13, dick und betet seine Mom Glenda an. Shug ist ihr »Sweet Mister«. Stiefvater Red klaut, dealt, prügelt. Proll-Family vor der Implosion. Shug wird älter, klug und härter. Sein Tag kommt. Woodrells Country Noir: Kein Sonnenstrahl gelangt zwischen die Zeilen, pure Sprachgewalt.

2(2) Peter Temple: Tage des Bösen
Aus dem Englischen von Sigrun Zühlke C. Bertelsmann, 432 S., 14,99 €
Hamburg/London/Johannesburg. Beim Versuch, ein Video mit einer Massakerszene zu verkaufen, gerät Bodyguard Niemand ins Visier der Täter. Datenhändler Anselm soll ihn schnappen helfen – und stößt auf das Trauma der eigenen Biografie. Rasant, komplex: Meisternarrativ über Verdeckung, geheime Kriege und Spionage vor 9/11.

3(-) Sara Gran: Die Stadt der Toten
Aus dem Englischen von Eva Bonné Droemer, 368 S., 14,99 €
New Orleans, 2007. Staatsanwalt Vic Willing ist im Katrina- Chaos verschwunden. Claire de Witt, beste Privatdetektivin der Welt, klärt auf: mit Scharfblick, Drugs, Träumen und Jacques Silettes mythischer Detektiv-Bibel. Happy End gibt’s nicht, nicht in New Orleans. Rausch + Klarheit = Gran. Unglaublich gut.

4(4) Don Winslow: Die Sprache des Feuers
Aus dem Englischen von Chris Hirte Suhrkamp, 419 S., 14,99 €
Dana Point 1997. Brandschadenregulierer Jack Wade weiß, dass Immobilienhai Nick Vale seine Frau Pamela verbrannt hat. Er muss es nur beweisen. Auf dem Spiel steht der letzte unberührte Strand im Süden. Harter Fight zwischen dem alten Kalifornien und der Gier-und-Gang-Moderne. Bravourös.

5(-) Tana French: Schattenstill
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann Scherz, 732 S., 16,99 €
Dublin. Zwei Kinder erstickt, Vater erstochen, Mutter lebens- bedrohlich verletzt. Familiendrama, Eifersuchtsmord, soziale Ausweglosigkeit? Detective Kennedy glaubt sich seiner Methoden sicher. Bis die Selbstgewissheit auf schieren Wahnsinn trifft. »Auch ein Guter kann zerbrechen.«

6(9) Michael Robotham: Der Insider
Aus dem Englischen von Kristian Lutze Goldmann, 540 S., 14,99 €
Irak/London. Immer dem Geld nach! Im Irak haben Bankräuber Milliarden Dollar Aufbauhilfe beiseitegeschafft. Zu wem? Wer deckt sie? Ein Journalist im Irak bohrt nach. Derweil rettet Ex-DI Ruiz Trickbetrügerin Holly Knight vor MI6/CIA. Exzellent. Böse Realität nur leicht fiktionalisiert. Robotham: Weltklasse!

7(1) Fred Vargas: Die Nacht des Zorns
Aus dem Französischen von Waltraud Schwarze Aufbau, 454 S., 22,99 €
Paris/Normandie. In Ordebec wurde »Die Wilde Jagd« gesehen. In der Horde: vier Männer aus dem Dorf. Todgeweiht? Kommissar Adamsberg, genervt vom Mord an einem Finanzmagnaten, folgt fasziniert normannischen Mythen, Ängsten, Intrigen. Nach drei Jahren Abstinenz: der neue Polar Poétique von Vargas.

8(-) George Pelecanos: Ein schmutziges Geschäft
Aus dem Englischen von Jochen Schwarzer Rowohlt, 384 S., 9,99 €
Washington, D. C. Irakveteran Spero Lucas sucht verschwundene Dinge und stößt auf üble Vorstadtgangster. Ein braver Junge wird Augenzeuge eines Verbrechens. Spero hilft ihm. Nicht mit Lektüre, wie sein Bruder, der Lehrer. Mit Gewalt. Pelecanos webt an der Sozialgeschichte der USA im 21. Jahrhundert. Neue Serie.

9(7) David Ignatius: Der Deal
Aus dem Englischen von Thomas A. Merk Rowohlt, 478 S., 9,99 €
Pakistan/USA. US-Drohne pulverisiert Familie in Waziristan: Trouble für Obamas allergeheimsten Geheimdienst. Der kauft Terroristen den Schneid ab, mit massenhaft Geld. Störend realistisches Szenario des Washington Post-Kolumnisten Ignatius. So wird in der Finanzkrise Terrorismus bekämpft.

10(3) Matthew Stokoe: High Life
Aus dem Englischen von Joachim Körber Arche, 448 S., 19,95 €
Los Angeles. Jack will ein vollkommenes Geschöpf werden, einer wie Brad Pitt. Der Mord an seiner Frau Karen wird zum Start seiner Karriere. Vorgeblich auf der Suche nach dem Mörder, partizipiert Jack als Stricher, Lover, Killer voll am High Life: Snuff und Brutal-Sex inklusive. Nicht so raffiniert wie American Psycho , aber bös.