Eben habe ich es mir wieder vorgenommen, das ebenso ge- und beliebte und gründliche Buch über die Seele unserer vierbeinigen Gefährten. Was alles steht darin, was man woanders oft vergeblich sucht… Vor allem kann man sich darauf verlassen, dass hier exakt recherchiert wurde. Natürlich habe ich mich auch diesmal darin festgelesen, wohl auch deshalb, weil man oft über Aldingtons untergründigen Humor schmunzeln muss. Er kannte unsere Vierbeiner wie kaum ein anderer! Er sagt das so:

„Keiner meiner Hunde war auch nur annäherungsweise einem anderen ähnlich; selbst Hunde der gleichen Rasse waren dabei keine Ausnahme. Trotzdem versucht dieses Buch zu erklären, wie Hunde sich verhalten und warum sie so sind wie sie sind. Denn, obwohl keiner ist, wie der andere, ist ihr Verhalten immer das eines Hundes, nicht vergleichbar mit Pferden, Kühen, Vögeln oder – Menschen.
Sie denken nicht, wie wir denken, obwohl wir ihnen vieles beibringen können, was sie verstehen und, wie gewünscht, in unserem Sinne auch tun. Sie verfahren dabei nach ihrer eigenen Logik, haben ihren bestimmten Standpunkt und es ist interessant genug zu ergründen, warum sie so sind und sich so und nicht anders verhalten.“ (Eric H.W. Aldington)

Wer mit Hunden zusammenlebt und wer mit Hunden zu tun hat – und es gibt fast niemanden, der nicht mit ihnen in Kontakt kommt – sollte über Verhalten und Eigenschaften des Hundes gründlich Bescheid wissen. Selbst dem, der mit einem Hund zusammenlebt, gibt er noch immer viele Rätsel auf. Das ist nicht nur nachteilig für die Erziehung und Gesundheit des Hundes, sondern bringt auch den Menschen um viele Freuden, die er mit seinem Hund erleben könnte.Hunde gehören unzweifelhaft zum Menschen und sind aus seinem Leben nicht fortzudenken.
Auch wer selbst keinen Hund besitzt, kommt mit ihnen in Berührung und empfindet oft zu Unrecht Furcht und Abneigung, weil er gar nicht weiß, was für ein Tier der Hund eigentlich ist und wie er sich einem Hund gegenüber verhalten soll.

Noch nie ist in der Bundesrepublik ein kompetenteres Hundebuch erschienen’ schrieb gleich bei Erscheinen des Buches eine große deutsche Sonntagszeitung. Inzwischen haben 10-Tausende dieses Buch nicht nur mit wachsenden Erstaunen fasziniert gelesen, sondern es immer wieder weiterempfohlen – denn fürwahr, es sei gleich hier gesagt: In keinem anderen Buch über das Verhalten des Hundes ist eine derartige Fülle von Informationen über den Hund zu finden.

Vieles, was man über das Verhalten des Hundes erforscht hat, war bisher in der Literatur unter dem Stichwort ‘Hund’ bis heute gar nicht zu finden, da viele Untersuchungen am Hund eigentlich nur durchgeführt worden sind, um bestimmte Verhältnisse beim – Menschen – genauer zu klären. Daher sind in diesem Buch eine Fülle von Forschungsergebnissen aus den USA zwischen 1920 und 1960 zu finden, die der Autor mit großer Akribie in lebenslanger Arbeit zusammengetragen hat. Wenn man dieses Buch gelesen hat – und man liest es mit wachsendem Interesse – wird man den Hund (aber auch seinen Menschen!) völlig neu zu sehen lernen. Es sei gleich hier gesagt, auch dieses Buch des Verfassers ist – trotz aller wissenschaftlichen Genauigkeit – mit keiner Zeile unverständlich oder gar langweilig. Seitenweise muß man sogar hellauf lachen, wenn ganz typische Verhaltensbesonderheiten bei Hunden am Beispiel erklärt werden – man sieht es regelrecht vor sich!

Selbst auf scheinbar nebensächliche Einzelheiten wird erklärend eingegangen: Nämlich: Viele Hunde mögen Bier! Auch das ‘Schwanzwedeln’ tritt, rassenunterschiedlich, früher oder später in der Entwicklung auf. Selbst das selten zitierte Phänomen der ‘Kriegshunde’ wird ausführlich beschrieben und die dabei unternommenen Versuche über die Eignung der Hunde zu wahrhaft erstaunlichen Leistungen. Haben Hunde einen ’sechsten Sinn’? Viele wollen das schon längst einmal wissen, wenn sie Erstaunliches beobachten können. Hier wird auch diese Frage beantwortet.

Das Buch ist in 5 Teile gegliedert, die auch in dieser Reihensfolge gelesen werden sollten.

Im ersten Teil wird zunächst einmal geklärt, was der Hund eigentlich für ein Tier ist. Natürlich geht es dabei um seine Abstammung vom Wolf, um Gemeinsamkeiten und die Dinge, die sich beim Hund verändert haben. Es geht um die Gehirnentwicklung in den ersten Lebensmonaten und um die schrittweise Entwicklung dessen, was letztlich die Persönlichkeit des Hundes ausmacht. Ebenfalls hier nachzulesen sind die großen rassebedingten Unterschiede, aber auch, inwieweit die Entwicklung des Verhaltens genetisch- oder umweltbedingt ist. Außerdem wird erklärt, wie eigentlich ‘Dominanzverhältnisse’ entstehen.

Im zweiten Teil geht es um den Konstitutions- und Verhaltenstyp, die Zusammenhänge zwischen Körperbau, Konstitution und Verhalten. Man kann den ‘Charakter-Typ’ bereits an der Körperform erkennen, weil Hunde nicht zufällig verschiedenes ‘Temperament’ haben. Dieses wurde an Kreuzungsversuchen (die hier zum Teil wiedergegeben werden) eindrucksvoll geklärt, wie auch die Merkmale Bewegungsaktivität und Körperindex wichtige Hinweise liefern, die auf den Charakter und die Verwendbarkeit eines Hundes /einer Rasse schließen lassen.

Im dritten Teil wird die, beim Hund wie beim Menschen immer wieder neu gestellte Frage geklärt, welche Verhaltensbestandteile des Hundes ‘angeboren’ oder ‘erworben’, also unweltbedingt sind. Sind ‘Instinkt’ und ‘Verstand’ Gegensätze, die sich ausschließen? Können Hunde denken? Natürlich können sie es, aber worin unterscheidet sich ihr Denkvermögen von dem des Menschen? Ist Verhalten ‘nur’ eine Folge von Reflexen’? Die Arbeiten bedeutender Wissenschaftler, unter ihnen Pawlow oder der russische Forscher Kruschinski, wie auch die Amerikaner Fox, Scott & Fuller, Pfaffenberger, James u.a. kommen mit ihren Werken zu Wort. Ebenfalls veranschaulicht wird das Nervensystem des Hundes, seine Hormone, Transmitterstoffe, also die ‘körperliche’ Grundlage dessen, woraus das Verhalten entsteht.

Im vieren Teil geht es um das Verhalten des Hundes aufgrund angeborener arteigener Anlagen. Beobachtungen an wildlebenden Caniden und das Jagdverhalten des Wolfes werden ausführlich erläutert. So gelangt man ganz von selbst zu einem ganz neuen Verständnis des hundlichen Wesens, denn es sind uralte Anlagen, die hier bei unseren Hunden zu so wertvollen – oder warum der Hund seinen Herrn liebt und versteht.

Im fünften Teil geht es um Grundlagen und Entstehung von Verhaltensmerkmalen. Wie funktionieren Gehirn und Sinnesleistungen des Hundes? Woher kommt das rätselhafte Gemeinschaftsgefühl ten Teil ist vom Hund und seiner Beziehung zum Menschen ausführlich die Rede. Was man heute über die Körpersprache des Hundes weiß, die Grammatik seiner Körperhaltungen und Bewegungen. Was ist eigentlich das ‘Wesen’ des Hundes? Hochinteressant sind die Charakterbilder verschiedener Rassen, die sich in wesentlichen Punkten unterscheiden. Oft ist allein schon die Wahl des falschen Hundetyps die Ursache späterer Komplikationen.

Besonders interessant und, vor allem wichtig ist auch ‘Der Hund auf Rezept’. Nämlich Blindenhunde, Hunde als Helfer von Behinderten, Hunde gar als ‘Therapeuten’ bei seelischen Erkrankungen und körperlichen Leiden? In diesem Zusammenhang haben Wissenschaftler weltweit festgestellt, dass der Hund im Zusammenleben mit seinem Menschen mehr als nur ein Haustier ist. Welche Eigenschaften des Hundes sind es aber, die ihn zu ‘mehr als nur ein Haustier’ machen?

Das Buch ist eine einzige Liebeserklärung an unsere vierbeinigen Gefährten. Beeindruckend beschreibt Aldington, dass es ‘dem Hund, so wie er ist, nahe zu kommen’, auch bedeutet, Tier und Mensch – also auch uns selbst – begreifen zu lernen. Hunde sind für ihn nicht nur ‘Tiere’, sondern unverzichtbarer Bestandteil seines Lebens – aber, warum dies bei ihm, wie auch seit Jahrtausenden bei Millionen Menschen so ist, diese Frage hat er erstmals in diesem Buch beeindruckend beantwortet. Kein Zweifel, dass auch der Hund eine ‘Seele’ hat. Aber, wie das, was man ‘Seele’ nennt, bei Tier und – Mensch im Laufe einer langen Entwicklung entsteht, das begreift man staunend, wenn man dieses Buch, das man nicht genug empfehlen kann, liest. Denn, man kann es nicht genug betonen: Wie alle Bücher des Verfassers ist auch dieses von der ersten bis zur letzten Zeile, mit keinem Wort langweilig, faszinierend zu lesen! Gerade eben ist die 12. Auflage dieses hervorragenden Buches erschienen!

 

Ingeborg Gollwitzer

Titel:

Eric H.W. Aldington, Von der Seele des Hundes. 384 S., viele Bilder, Tabellen. EURO 32.80 ISBN 9783938071489 Kynos Verlag