Jeden ersten Donnerstag im Monat geben Literaturkritiker und Krimispezialisten die Romane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben:

1(1) Friedrich Ani: Süden
Droemer, 368 S., 19,99 € München
Nach sieben Jahren Exil in Köln kehrt Tabor Süden zurück. Sein verschwundener Vater war am Telefon. Ex-Kommissar und Neu-Detektiv Süden sucht wie nie zuvor: nach dem Vater, nach Mundl, dem vermissten Kneipier. Südens Comeback zu den Verlorenen. Einzig, großartig.

2(-) James Sallis: Der Killer stirbt
A. d. Engl. v. Jürgen Bürger und Kathrin Bielfeldt; Liebeskind, 256 S., 18,90 €
Phoenix, Arizona: Ein Junge, von den Eltern verlassen. Ein Berufsmörder, dem Kraft und Augenlicht schwinden. Ein Detective, dessen Frau stirbt. Ein Mann sucht den Mörder seines Vaters. Er will ihm danken. Leben – Sterben. Ein Buch vom Alleinsein: seltsam, traumhaft, betörend, hart. »Ihr müsst hinschauen!«

3(2) Peter Temple: Wahrheit
Aus dem Englischen von Hans M. Herzog;C. Bertelsmann, 480 S., 21,99 €
Melbourne, Victoria. Nackte Tote in gläserner Wanne. Drei Räuber gefoltert. Vaters Haus vom Waldbrand bedroht. Wahlkampf in Victoria. Tochter auf Droge. Stephen Villani, Leiter der Mordkommission, ist klug, kein mutiger Mann, aber tapfer im Sturm des Jetzt. Ausgezeichnet: Bester australischer Roman 2010.

4(6) Dominique Manotti: Roter Glamour
Aus dem Französischen von Andrea Stephani;Ariadne im Argument Verlag, 256 S., 12,90 €
Paris/Libanon 1985. Wie tickt die Elite der Franzosen? Zeitbombenmäßig, sexbesessen, machtgeil. Im Schatten des Präsidenten arrangiert Ex-Nazi-Kollaborateur Bornand Raketenschmuggel, Polizeiaktionen, Meuchelmorde. Und stolpert über eine fixe, harte Araberin: Noria Ghozali. Bitte mehr davon!

5(-) Giancarlo de Cataldo: Schmutzige Hände
Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl; Folio, 376 S., 22,90 €
Italien 1992–93. Fortsetzung des grandiosen Romanzo Criminale. Politik & Mafia, Geheimnis & Gewalt, Liebe & Betrug. Die Cosa Nostra bombt, Polizist Scialoja dealt, Agent Rossetti schickt die Killer los. Italien vor Berlusconi. Autor & Richter de Cataldos Binnensicht – ein Thrill der Tatsachen. Bravourös, notwendig.

6(10) Reginald Hill: Der Tod und der Dicke
Aus dem Englischen von Karl-Heinz Ebnet; Droemer, 560 S., 22,99 €
Mid-Yorkshire/Manchester. Nach einem Bombenanschlag liegt DSI Dalziel im Koma. Sein DCI Pascoe wächst auf der Suche nach der Wahrheit über sich hinaus. Terroristen, angebliche Terroristen, der Irakkrieg und England danach – Hill knüpft Fädchen zu Fallstricken. Kunstvoll, human, göttlich.

7(-) Leif GW Persson: Der sterbende Detektiv
A. d. Schwedischen v. Lotta Rüegger und Holger Wolandt; btb, 542 S., 14,99 €
Stockholm 2010. Johansson, Ex-Chef des Reichskriminalamtes, hat einen Schlaganfall. Am Krankenbett erhält er neue Indizien zum Mordfall Yasmine. Die letzte Meisterleistung des Detektivs: Vom Sofa aus klärt der Moribunde den Kindermord von vor 25 Jahren auf. Anrührend, witzig, elegant. Intelligente schwedische Arbeit.

8(3) Daniel Woodrell: Winters Knochen
Aus dem Englischen von Peter Torberg; Liebeskind, 224 S., 18,90 €
Tief in den Ozarks. Jessup, bester Meth-Koch im Tal, ist verschwunden, sein Haus für die Kaution verpfändet. Die 16-jährige Ree muss des Vaters Tod beweisen, sonst landet sie mit Mutter und kleinen Brüdern auf der Straße. Ree steht’s durch, härter als alle. Country Noir, original vom Erfinder.

9(-) Malla Nunn: Lass die Toten ruhen
A. d. Englischen von Armin Gontermann; Rütten & Loening, 384 S., 19,95 €
Durban 1952. Ex-Detective und Schauermann Cooper wird Zeuge des Mordes an einem elfjährigen weißen Jungen. Cop bleibt Cop. Cooper buddelt und wühlt üblen Dreck auf: Rassistischer Terror der Apartheid, Kalter Krieg, Paranoia. Authentisch und zornig. Südafrika aus Underdog-Sicht. Nunn zum Zweiten!

10(5) Patrick Pécherot: Belleville – Barcelona
Aus dem Französischen von Cornelia Wend; Edition Nautilus, 224 S., 14,90 €
Paris 1938. Nestor Burma – der Detektiv, den Leo Malet unsterblich gemacht hat – soll ein Bürgertöchterchen finden und landet plauz! im Weltbürgerkrieg. Waffen für Spanien, ein blutsaufender GPU-Killer, ein Zauberer und André Breton sind Pécherots Zutaten: brillanter Histoire-Remix.

[Quelle: Die Zeit]