… in der, wie im wirklichen Leben, das Wichtigste zwischen den Zeilen steht

Die Andy Geschichte

Die neueste Rezension von Prof. Gottfried Schatz: “Wundersame Reise:
You ca’nt go home again” befand der amerikanische Schriftsteller Thomas Wolfe und meinte damit den unerfüllbaren Traum, in die Geborgenheit der Kindheit zurückzukehren. In seinem Buch „Die Andy Geschichte“ (Verlag Gollwitzer, 152 Seiten) erzählt Eric H. W. Aldington, wie seinem Protagonisten Jonathan Squibb diese Rückkehr dennoch gelingt
.
Jonathan Squibb hat die Mitte seines Lebens überschritten, ist krank und die Zukunft liegt wie ein schwarzes Loch vor ihm. Es scheint, als hätte das Leben ihm nichts mehr zu bieten und sein Vorrat an Zukunft sich erschöpft. Wäre es möglich, nochmals von vorne anzufangen und all das Schöne, was das Leben ihm bisher geboten hat, aufs Neue zu genießen? Es wäre eine aussichtslose Hoffnung, gäbe es da nicht den Hund Andy, der seine Kindheit begleitet hat und ihn immer noch in seinen Träumen aufsucht. Er ist schon lange tot, doch Jonathan spricht mit ihm so intim, wie man es nur mit Toten tun kann.
Längst hat er einen anderen Hund, der ihn aber immer wieder an seinen geliebten Andy erinnert und ihn an den Ort seiner Kindheit begleitet, wo er über sich und sein Leben nachzudenken beginnt. Die Stille dieses verlassenen Ortes lässt längst verschüttete Erinnerungen wieder lebendig werden und zeigt Jonathan die Maßstäbe, an denen er sein Leben ausrichten müsste, um dessen Reichtum zu erkennen und zu genießen

Es ist Vieles von der romantischen Naturbegeisterung eines Walden in diesem Buch, doch Aldingtons Sprache ist knapp und modern und mit feinem Humor durchwürzt. Dieses Buch ist alles andere als eine sentimentale Tiergeschichte; der Autor ist ein profunder Hundekenner und beschreibt das Denken und Fühlen dieser Tiere, ohne je die Grenze zum unglaubwürdigen Kitsch zu überschreiten. Es gelingt ihm, sie als liebenswerte und würdige Lebewesen zu zeichnen, die uns Menschen den Weg im Leben zeigen und uns Geborgenheit schenken können.

Dem Verlag ist hier ein kleines Juwel gelungen, das an eine Zeit erinnert, als Verlage noch diesen Namen verdienten und noch nicht zu industriellen Druck-und Vertriebsgesellschaften verkommen waren. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass die ausgezeichneten Kohle- und Bleistiftzeichnungen von Rüdiger Gollwitzer und den Leser geradezu zwingen, das Buch in die Hand zu nehmen und in ihm zu blättern. Auch der Druck ist leicht zu lesen und geschmackvoll arrangiert. Unklar bleibt nur, ob Aldington dieses Buch auf Deutsch schrieb oder ob es aus dem Englischen übersetzt wurde. Im zweiten Fall hätte der Übersetzer eine Erwähnung verdient, hat er doch ausgezeichnete Arbeit geleistet. [Aldington hat das Buch selbst auf Deutsch geschieben!]

Die Kernaussage dieses Buches „You can go home again“ gibt uns Mut und Trost zugleich – welch schöne Botschaft! Ein unbedingt lesenswertes Buch!”

Details zum Inhalt:

Von Eric H.W. Aldingtons Andy-Geschichte geht ein eigentümlicher Reiz aus, und wer sie liest, wird sich in irgendeiner Form selbst darin wiederfinden. Es ist eine Hundegeschichte, aber nicht nur. Es ist eine Lebens- oder eine Liebesgeschichte – aber nicht nur das. „Das Wichtigste steht zwischen den Zeilen und entsteht im Kopf jedes Lesers jedes Mal etwas anders.“
Vielleicht, weil jeder – ganz unabhängig davon, wie alt er ist – irgendwann in seinem Leben an einem ebensolchen Punkt anlangt, wo das „Leben, das ihn beherbergt hatte, ihm verödet, voller leerer Gegenstände, verlassen wie eine Geisterstadt“ vorkommt.
Jonathan Squibb, kurz über fünfzig, von dem hier berichtet wird, kehrt, als er sich – nach einem schweren Zusammenbruch – plötzlich an seinen ersten Hund, den grauen zottigen, wolfhound-ähnli-chen Andy erinnert (der immer noch in Zeiten innerer Bedrängnis in seinen Träumen auftaucht) kurzentschlossen, begleitet von seinem Neufundländer Anselm, in die Heimat seiner Kinderzeit zurück. In dem „sehr kleinen Gartenhaus“ auf dem „Stückchen unbebauten Gartenland“ verlebt er einige Monate in völliger Abgeschiedenheit.
Aber er ist kein Aussteiger, sondern ein Einsteiger und erfüllt sich den Traum, den sich mancher gern erfüllen würde: Noch einmal ganz von vorn anfangen zu dürfen. „Und manchmal, einen kleinen dummen Augenblick lang, dachte Jonathan, dass es vielleicht doch möglich sei, alles Schöne im Leben noch einmal zu tun.“
Es ist eine harte, karge Kinderzeit, an die sich Jonathan Squibb hier in Rückblenden wieder erinnert, und doch lebte das Kind mit seinem Hund Andy abgeschirmt wie ein Embryo. „Und ein Hund fing selbst die unmerklichsten, leisesten Geräusche auf, selbst das Ungesagte und sogar das fast Nichtgedachte…“ Mit Andy, der immer da war und auf den Jungen wartete, „mit der Würde dessen, der weiß, dass er das Richtige tut.. .““Er war der Beweis für das Unerschütterliche, Unveränderbare, das es dennoch irgendwo geben musste, auch wenn man es nicht sah.“
Aber etwas von Andy, Jonathans erstem Hund, der in seinen Träumen gerade dann zu ihm kam, als er mehr als fünfzig Jahre alt war und kein Kind mehr und inmitten einer Lebenskrise, fand er später immer in allen seinen Hunden wieder. Es geht nicht verloren, wenn ein Hund stirbt.
Doch auch davon, daß eigentlich auch niemand genau weiß, was in einem Menschen vorgeht, ist die Rede, wie von Anselm, „dem unmöglichen, unverfroren lebensbejahenden Hund“ – wie auch davon, daß auch Grenzsituationen Teil des Lebens sind.
Da ist aber auch Elisabeth, die Frau, die er liebt und mit der er auch in dieser Abgeschiedenheit stets in Kontakt bleibt, in diesem Herbst: „Jeder Tag, der jetzt kam, übertraf aber jedes Mal auch alles, was vorher gewesen war, mit seiner Farbenpracht und seinem Leuchten.“ Er erzählt Elisabeth, dass dies zwar Alterserscheinungen seien, aber doch nichts mit dem Sterben zu tun habe… „Die verschwenderisch überallhin ausgeströmten Kräfte sammeln sich an ihrem Ausgangspunkt.“
„Nichts konnte ihm verbieten zu träumen, niemand konnte ihm diesen einmal erreichten Luxus – ein paar Stunden, Wochen oder gar Monate wahrhaft zu leben – je wieder nehmen.“
„Er war im Grunde gern auf der Welt. Wie war es möglich, daß er das hatte vergessen können? Oder war dies Wissen nur verschüttet gewesen und die Quelle seiner zähen Lebenshoffnung?“
Zwischen den Zeilen dieser Erzählung, mit ihren eindringlichen Schilderungen von Mensch, Tier und Natur, steht, dass alles im Leben einen, wenn auch oftmals verborgenen Sinn hat.

Die Andy Geschichte
von Aldington, Eric H. W.;
€ 18,00
Gebunden
Erzählung.

Wir haben uns noch ein paar Exemplare des vergriffenen Buches gesichert, daher
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