Ein Fluchtfahrer lässt alle hinter sich

An die Spitze der KrimiZeit-Bestenliste im Dezember rückt James Sallis‘ Phoenixkrimi „Driver 2“ (Liebeskind), bester Neueinsteiger ist Friedrich Ani mit „Süden und das heimliche Leben“ (Knaur) – Platz Drei. Außerdem gibt es zwei weitere Neuzugänge auf der Liste.

„Driver 2“, ist die Fortsetzung des Fluchtfahrerthrillers „Driver“, dem Buch, mit dem James Sallis hierzulande seinen Ruf als philosophischer Action-Noir-Schreiber begründete und das von der damaligen KrimiWelt-Bestenliste zum besten Krimi 2007 gewählt wurde sowie den Deutschen Krimpreis bekam.

Ein Fluchtfahrer lässt alle hinter sich

Die Neueinsteiger im Dezember sind:

Platz 3: „Süden und das heimliche Leben“ (Knaur) von Friedrich Ani. „Seit seinem großartigen Wiederauftachen in München arbeitet der Ex-Kommissar Tabor Süden als Privatdetektiv. Aktuell wollen die Gäste und Pächter der Kneipe „Charly’s Tante“ ihre vertraute Kellnerin Inka Sellner wiederhaben. Selten war Ani so gut wie in diesem kleinen starken Roman.“

Platz 8: „Underground“ (Blanvalet) von Lee Child. Aus dem Englischen von Wulf Bergner. „Der 13. Roman der Serie um den Ex-Militärpolizisten Jack Reacher. Reacher-Romane sind bei aller perfekt inszenierten Action auch sehr spezielle Kommentare zum Zeitgeschehen. Diesmal geht es um Al Quaida und die Macht der Bilder in der psychologischen Kriegsführung gegen den Terror. Alles spielt in Manhattan, entweder in der U-Bahnoder im Dunkeln.“
Platz 10: „Stiller Tod“ (Tropen) von Roger Smith. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. „So schwarz-weiß wie in diesem, seinem vierten Roman aus Südafrika hat Roger noch nie geschrieben. In sozialer Konfrontation: die reichen weißen Ausländer und die armen schwarzen – oder wie in diesem Fall – farbigen Bewohner der Cape Flats. Keiner ist gut, alle sind nur mehr oder minder böse und auf den eigenen Vorteil bedacht.“

Monatlich wählen achtzehn auf Kriminalliteratur spezialisierte Literaturkritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus der Masse der Neuerscheinungen die zehn Titel, denen sie viele Leser wünschen.

 

 

KrimiZeit-Bestenliste Die zehn besten Krimis im Dezember

Jeden ersten Donnerstag im Monat geben Literaturkritiker und Krimispezialisten die Romane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben.

1(4) James Sallis: Driver 2
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger und Kathrin Bielfeldt; Liebeskind 160 S., 16,90 €
Phoenix. Die Angreifer kann Driver töten. Aber Elsa verblutet, angeschossen. Driver wird gehetzt, wehrt sich, tötet, will nur fahren, mit Spaß an 180-Grad-Wenden. Irgendwer aus der Vergangenheit des Fluchtfahrers gibt keine Ruhe. Das Leben: Fahren, Irren, Kämpfen. Sallis: einzigartig, erneut in Driver 2.

2(2) Robert Littell: Philby. Porträt des Spions als junger Mann.
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence; Arche 288 S., 19,95 €
Europa 1938–1963. Voll Hintersinn ruft Littell die Zeugen des größten Spionagefalls im 20. Jahrhundert auf: Kim Philby und vier andere Cambridge-Boys waren Sowjetagenten. Und verwandelt, als Autor, der alle Spionagewitze kennt, die alte Geschichte mit leichter Hand in eine neue. Bravourös.

3(–) Friedrich Ani: Süden und das heimliche Leben
Knaur, 206 S., 8,99 €
München. Nachdem der Kellnerin Ilka Senner angeboten wurde, die Kneipe zu übernehmen, in der sie jahrelang gearbeitet hatte, verschwand sie fast spurlos. Tabor Süden soll sie wiederfinden. Er hat es nicht weit, und schon stöbert er in ungelebten Leben, verschluckter Gewalt, logischem Irresein. Ani in großer Form.

4(8) Don Winslow: Kings of Cool
Aus dem Englischen von Conny Lösch Suhrkamp, 356 S., 19,95 €
Laguna Beach/Baja California. Ben, Chon und O vor Zeit des Zorns. Revierkriege zwischen mexikanischen Fraktionen stören Frieden und Gewinne der lässigen Hydro-Dope-Farmer. »Leck mich am Arsch«, an allem sind die Eltern schuld. Winslow betört durch verfeinerte Technik und fixe Pointen.

5(3) Carl Nixon: Rocking Horse Road
Aus dem Englischen von Stefan Weidle Weidle; 240 S., 19,90 €
Christchurch, Neuseeland. Weihnachten 1980 wird Lucy Ashers Leiche an den Strand gespült. Und alles wird anders. Durch die Gewalt, den Mord. Eine Gruppe von Jungen verfällt der großen Suche nach dem Täter. Und der romantischen Liebe. Der stärkste Kriminalroman aus dem Gastland der Buchmesse.

6(1) Merle Kröger: Grenzfall
Argument/Ariadne, 352 S., 11,00 €
Mecklenburg-Vorpommern/Rumänien, 1992–2012. Wie Wildschweine erschossen beim Grenzwechsel: Marius und Nicu. Die Jäger freigesprochen. Marius’ Tochter Adriana kehrt zurück, um sie zu stellen. Kluge Kriminalerzählung zum Dokumentarfilm Revision. Empathisch scharfer Blick in europäische Angstzustände.

7(10) Anila Wilms: Das albanische Öl oder Mord auf der Straße des Nordens
Transit, 176 S., 18,80 €
Albanien 1924. Eine Schande, unduldbare Verletzung der Gastfreundschaft: Im Bergland werden zwei amerikanische Touristen erschossen. Von Tirana, der provisorischen Kapitale, dringen Schockwellen bis London und Washington. Leidenschaftlich klug: Parabel über erzwungene Modernisierung und Staatenbildung.

8(–) Lee Child: Underground
Aus dem Englischen von Wulf Bergner Blanvalet, 448 S., 19,99 €
New York City. Nachts in der U-Bahn: eine vermeintliche Selbstmordattentäterin. Als Ex-Militärpolizist Jack Reacher sie anspricht, erschießt sie sich. Reacher und ein Haufen Agenten suchen nach dem Geheimnis der Toten. Mitten in Manhattan tobt Schattenkrieg gegen den Terror. Intelligent, schnell, hart.

9(6) Petros Markaris: Zahltag
Aus dem Griechischen von Michaela Prinzinger Diogenes, 518 S., 22,90 €
Athen. Trilogie der Krise Band 2: Die Armen bringen sich um, die Bourgeois hinterziehen Steuern, der Staat jault. Ein Erpresser wird Volksheld. Als »nationaler Steuereintreiber« zwingt er die Reichen zu Nachzahlungen. Und straft mit Schierling, Pfeil und Bogen. Böse, komisch, traurig: Pflichtlektüre in finsteren Zeiten.

10(–) Roger Smith: Stiller Tod
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, Tropen, 382 S., 19,95 €
Kapstadt. Am Reichen-Strand ertrinkt Sunny, dieweil Vater Exley kifft, Mutter Exley vögelt und Wachmann Vernon glotzt. Roger Smith packt wieder den Hammer aus. In den Cape Flats regieren Armut, Gewalt und Kindesmissbrauch. Die Weißen kommen davon. Und Vernon verliert sein Spiel.