Wie immer: Jeden ersten Donnerstag diesmal im Monat September 2013 geben Literaturkritiker und Krimispezialisten die Romane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Lesen lohnt sich! Klicken Sie die Liste an!
1(1) Dominique Manotti: Zügellos
A. d. Franz. v. Andrea Stephani, Argument/Ariadne, 286 S., 18,– €
Paris 1989. Im Osten wankt die Mauer, bei Paris brennen die Pferde. Versicherungsbetrug, Drogenhandel, Rosstäuscherei, Mord – Wirtschaftsbosse und Polit-Amigos hemmungslos im Bereicherungsrausch, gereifte 68er am Ruder. Scharfer Witz und klare Sprache: Manotti.
2(5) Adrian McKinty: Der katholische Bulle
Aus dem Englischen von Peter Torberg, Suhrkamp, 384 S., 19,95 €
Belfast 1981. DS Duffy, einziger Katholik unter Protestanten, glaubt fest an die Aufklärungspflicht der Polizei. Harter Job im glimmenden Bürgerkrieg. Jagt er Schwulenmörder, IRA-Bosse oder protestantische Paramilitärs? Wem nützt sein Wahrheitswille zuletzt? Duffy blickt durch: angeschossen, aber optimistisch.
3(-) Andrea Maria Schenkel: Täuscher
Hoffmann und Campe, 240 S., 18,99 €
Landshut 1922. Hubert Täuscher, Bürstenfabrikantensohn und „Weiberer“, als Mörder der Klavierlehrerin Ganslmeier und ihrer Mutter verhaftet, angeklagt, hingerichtet. Sittenbild aus der Inflationszeit nach wahren Begebenheiten. Rekonstruktion eines Justizirrtums. Well done in Schenkels Manier.
4(-) Stephen King: Joyland
Aus dem Englischen von Hannes Riffel, Heyne, 352 S., 19,99 €
Heaven’s Bay, North Carolina 1973. Devin Jones, 21, liebeskummerkrank, jobbt als Helfer im altmodischen Vergnügungspark Joyland. In diesem Sommer rettet er zwei Leben, stellt einen Serienmörder und rächt ein ermordetes Mädchen. Melodram in Geisterbahn, King light. 5(-) Carsten n
5 Stroud: Die Rückkehr
Aus dem Englischen von Robin Detje, Dumont, 608 S., 19,99 €
USA, im Süden. Band 2 der Niceville-Trilogie bildet die Brücke zwischen alter Südstaaten-Blutschuld und brutal-grotesker Gegenwart. Fossilien tauchen auf, Bankräuber unter. Der Kampf fokussiert sich auf Jung Rainey: Was gewinnt die Macht über ihn? Fein gewirkter Horror-Crime-Fantasy-Mix.
6(-) C. S. Forester: Tödliche Ohnmacht
Aus dem Englischen von Britta Mümmler, dtv, 280 S., 14,90 €
London/Sussex. Im 1935 verfassten und verschollenen, erst 2011 entdeckten Roman erweist sich Käptn-Hornblower-Erfinder Forester als Meister des psychologischen Noirs. Familiengewalt, Notwehr, Opfer – parteiisch und einfühlsam aus damals außergewöhnlicher weiblicher Perspektive. Eine Sensation.
7(3) Lavie Tidhar: Osama
Aus dem Englischen von Juliane Gräbener-Müller, Rogner & Bernhard, 312 S., 22,95 €
Vientiane/London/New York. Privatdetektiv Joe sucht den Mann, der Osama bin Laden erfand. Plausible Realitätsumkehr: Al-Kaida als Fantasieprodukt eines Serienschreibers. Auf der Suche nach der Wahrheit der Fiktion taumelt Joe wie durch Drogenwelten, gehetzt vom Komitee gegen Gegenwärtige Gefahr KGG.
8(9) Matthew Stokoe: Empty Mile
Aus dem Englischen von Joachim Körber , Arche, 400 S., 24,95 €
Oakridge, Kalifornien. Weil Johnnie einmal nicht aufgepasst hat, ist sein kleiner Bruder jetzt geistig behindert. Weil diese Schuld nicht getilgt werden kann, ist er wehrlos den Attacken sadistischer Nachbarn ausgesetzt. Mit dem Hammer geschriebene Apokalypse aus dem Land des großen Goldrauschs.
9(-) Walter Mosley: Manhattan Fever
Aus dem Englischen von Kristian Lutze, Suhrkamp, 380 S., 9,99 €
Manhattan. In Gangsterdiensten hatte Leonid McGill Zella gefälschte Beweise untergeschoben, als geläuterter Privatdetektiv will er die Knast-Entlassene nun vor weiteren Folgen seiner Tat bewahren. 58 Millionen wurden damals geklaut, jetzt bringen die Diebe alle Zeugen um. Mosley wieder in Form.
10(6) Dror Mishani: Vermisst
Aus dem Hebräischen von Markus Lemke, Zsolnay, 352 S., 17,90 €
Cholon, Israel. Inspektor Avraham liebt es, die Fehlschlüsse von Krimi-Detektiven aufzudecken. Im Fall des verschwundenen Jugendlichen Ofer Sharabi erfährt er quälend, dass die komplexe Realität auch seinen unbestechlichen Ermittlerblick trüben kann. Very sophisticated. Vielversprechendes Debüt.
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