Die 10 besten und interessantesten Bücher im Mai 2014 – echte Lesetipps! 

Ausgewählt von Literaturkritikerinnen und -kritikern  – in freier Auswahl – Sie nennen vier Buch-Neuerscheinungen, denen sie „möglichst viele Leser und Leserinnen“ wünschen, und geben ihnen Punkte (15, 10, 6, 3). Die Addition ergab für den Mai folgendes Resultat (in Klammern die Position der April-Bestenliste):

1. KATJA PETROWSKAJA: Vielleicht Esther 58

(1.) Suhrkamp Verlag, 285 Seiten, € 19,95** Punkte

Reisebeschreibungen, Erinnerungsfragmente, Anekdoten und Beobachtungen. Ein Familienroman als Mosaik. Am Ende entsteht das mit Wärme und Genauigkeit geschilderte, brüchige wie reizvolle Bild ihrer jüdischen Familie in grausamen Zeiten.

2. HENRY JAMES: Washington Square 40

(-) Roman. Aus dem Englischen von Bettina Blumenberg. Punkte

Manesse Verlag, 288 Seiten, € 24,95**

Ein Klassiker für jedermann: Die Geschichte der armen Catherine, ihres Vaters

Dr. Sloper, und eines ziemlich attraktiven Erbes. Manchmal heißt es, Henry James‘ 1881 erschienener Familienroman „Washington Square“ sei für die USA das, was die wenige Jahre später veröffentlichten „Buddenbrooks“ für Deutschland seien.

3. JENS SPARSCHUH: Ende der Sommerzeit 39

(-) Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch, 256 Seiten, € 18,99** Punkte

1932 veröffentlichte Nabokov einen Kriminalroman: „Verzweiflung“, geschrieben

in den Berliner Jahren. Jens Sparschuh schickt den Helden in seinem neuen Roman auf den Spuren Nabokovs ins Umland von Berlin, oder dem, was Nabokov dafür hielt.

4. ELIAS CANETTI: Das Buch gegen den Tod 34

(-.) Mit einem Nachwort von Peter von Matt.

Carl Hanser Verlag, 352 Seiten, € 24,90**

Punkte

Solange er lebte, war der Tod sein wichtigster Gegner. Elias Canetti schrieb gegen den Tod an, bis zuletzt dieses Buch entstand: „Es wäre leichter zu sterben, wenn überhaupt nichts von einem übrigbliebe, keine Erinnerung in einem andern Menschen, kein Name, kein letzter Wille, und keine Leiche.“

5. ZSÓFIA BÁN: Als nur die Tiere lebten 31

(-) Aus dem Ungarischen von Terézia Mora.

Suhrkamp Verlag, 207 Seiten, € 22,95**

Punkte

„Was sollte das heißen, ihre Niere sei nicht gut genug. Oder ihre Leber. Sie hätte den schleimigen kleinen Doktor am liebsten getreten. Wenn es überhaupt ein Doktor war und nicht nur so ein gelackter Salonbube. Ein Wurmfortsatz. Was weiß der schon?!

Er hat sie ja nicht einmal untersucht! Wie kommt der dazu, ihr einfach so, vom Hinsehen, zu sagen, sie sei nicht geeignet. Nicht gut genug. Der würde sich freuen, wenn er in ihrem Alter noch so ein Herz, Niere, Leber hätte.“

6.-9.

(-)

VOLKER BRAUN: Werktage 2

Arbeitsbuch 1990 – 2008

Suhrkamp Verlag, 998 Seiten, € 39,95**

Aufzeichnungen aus den Jahren des Umbruchs, vom ersten Silvester nach der

Wende bis zur Finanzkrise 2008. „die roten rohen metropolen wanken. am himmel ströme von zerbrochnen flügeln und ausgerissnen drähten. ALLES WAR.“

30

Punkte

6.-9. OSWALD EGGER: Deutscher sein 30

(-) Essay. Reihe-Literaturhaus-Stuttgart, Band 4.

Verlag Ulrich Keicher, 28 Seiten, € 12,00***

Punkte

„Ich rede deutsch, wenn ich von mir spreche, deutscher, wenn ich deutlich sein mochte, am deutschesten, sobald ich mir selbst ins Wort fiel, wie ein Idiot, der vom Wissen spricht, das keiner weiß, der nicht vom Volk ist: wörtlich genommen ist es sogar das Spiel zwischen den Zielen jeder Poesie, sprichwörtlich zu werden, und meine Gedichte sind Volksgut? Doch ist außer man tut es, nichts für ungut fürs Lied zu gut, oder – zu Deutsch? Ich meine, folgt auf gut deutsch Gutes?“

6.-9. HUGH RAFFELS: Insektopädie 30

(-) Herausgegeben von Judith Schalansky.

Verlag Matthes & Seitz Berlin, 383 Seiten, € 38,00**

Punkte

Ein schönes Buch über schöne Tiere. „Wie seltsam, dass wir Insekten als schöne Gegenstände ansehen, dass sie im Tod schöne Gegenstände sind, während sie lebend, wo sie über den Holzboden huschen, aus Ecken und unter Bänken lugen, uns in die Haare fliegen und unter den Kragen, am Ärmel hochkrabbeln…

Unvorstellbar das Chaos, kämen sie zurück ins Leben. Selbst an einem Ort wie diesem würde man dem Drang nachgeben, um sich zu schlagen und sie zu zerquetschen.“

6.-9. DONNA TARTT: Der Distelfink 30

(-) Roman. Aus dem Englischen von Rainer Schmidt und Kristian Lutze.

Goldmann Verlag, 1024 Seiten, € 24,99**

Punkte

Theo Decker ist ein Bilderdieb wider Willen – ein Simplicissimus, unterwegs in den ewigen Kämpfen der USA, hin- und hergerissen zwischen einem zugedröhnten Las Vegas und den kultivierten (und nicht immer) besseren Kreisen Manhattans.

Krimi, Bildungsroman, Familienroman – auf mehr als 1000 Seiten ist Platz für ein großes Panorama Amerikas.

10. SAŠA STANIŠIĆ: Vor dem Fest 29

(2.) Roman. Luchterhand Literaturverlag, 320 Seiten, € 19,99** Punkte

„Dies ist ein komischer Patchwork-Provinzroman, vollgesogen mit Gegenwart, Familiengeschichten, Wendezeit und Vergangenheit, voller Dialoge, die das Groteske streifen, und einer Füchsin, die auf Eierjagd geht. Der Chor, das anonyme ‘Wir‘ hält das Fest zusammen. Sein Echo klingt im Leser lange nach.“ (Lothar Müller)

 

Schreiben Sie mir doch gleich mal!

Würd ich mich mächtig  drüber freuen!