Meine PreiseWer noch nie etwas von Thomas Bernhard wie ebenso jene, die alles von ihm gelesen haben, sollten sich das Vergnügen, dieses schmale Buch zu lesen, nicht entgehen lassen!

Sie werden entdecken, dass sein Verhältnis zu seinen Preisen zwiespältig war. Eigentlich konnte ihn lediglich der Umstand, dass Autorenpreise auch mit Geld verbunden sind, dazu bewegen, sie anzunehmen und zu ihrer Überreichung hinzufahren. Denn – wie bei fast allen Menschen – hatte auch Thomas Bernhard allerlei Pläne, zu denen er Geld brauchte, das er nicht hatte …. Sie werden oft laut lachen, wenn Sie nachlesen, wie er diesen Zwiespalt überwand.

1980 schrieb Thomas Bernhard den hier erstmals publizierten Text in 9 Kapiteln und einem Anhang nieder. Und jede Preisüberreichung, ebenso  wie das, was jedem Preis voranging (bei Thomas Bernhard) und was er über die Hintergründe des jeweiligen Preises notierte, ist jedesmal eine echte, Bernhardsche Tragikomödie. Alles in allem: Bernhard sorgte bei jeder Preisverleihung dafür, dass sie einen Skandal  auslöste. Aber das Geld nahm er immer zufrieden mit nach Hause, und wir erfahren auch, welchen Traum er sich damit erfüllen könnte.
Geschildert werden die ‚Feierlichkeiten‘ zum Bremer Literaturpreis, Österreichischer Staatspreis, Grillparzerpreis, Georg-Büchner Preis, Literaturpreis der Bundeswirtschaftskammer, Franz-Theodor-Coskor-Preis, Anton Wildgans-Preis,  Julius-Campe-Preis, Literaturpreis der Freien und Hansestadt Bremen, Die Ehrengabe des Kulturpreises des Bundesverbandes der Deutschen Industrie.

Gleich im ersten Kapitel (zum Grillparzer Preis) schildert er, dass er sich einen neuen Anzug kaufen musste, „denn ich hatte plötzlich zwei Stunden vor dem Festakt eingesehen, dass ich zu dieser zweifellos außerordentlichen Zeremonie nicht in Hose und Pullover erscheinen könne. (…)“ Na. den Rest dieses herrlich komischen Events lesen Sie mal selbst. Aber nicht genug mit dem Anzug-Kauf: als ihn am Eingang dann niemand persönlich empfängt, setzen er und seine Tante sich einfach mitten zwischen die Gäste; die nun folgenden Komplikationen waren damit vorprogrammiert, nämlich dass niemand wusste, dass der Preisträger schon längst im Saal war … bis man ihn schließlich fand und auf die für ihn reservierten Plätze in der ersten Reihe komplimentierte. Ach ja, für Bernhard wurden die besten Geschichten vom Leben selbst geschrieben, zumindest, wenn man sie mit seinen Augen sah.
Aber auch über die Preise selbst notierte er allerlei „Erspriesliches“, jedenfalls das, was ihm dazu in den Sinn kam.

In Anhang finden Sie einige seiner Ansprachen zu dem jeweiligen Preis. Beim Österreichischen Staatspreis vermerkt er unter anderem: „…  Es ist alles eine zuhöchst philosophische und unerträgliche Vorgeschichte. Die Zeitalter sind schwachsinnig, das Dämonische in uns ein immerwährender vaterländischer Kerker, in dem die Elemente der Dummheit und der Rücksichtslosigkeit zur täglichen Notdurft geworden sind. (…)“ Und etwas später fährt er fort: „(…) Wir haben nichts zu berichten, als dass wir erbärmlich sind (…)“
Ja, so war er, viele lieben ihn deswegen, andere finden ihn unerträglich. Aber ganz gleich, welcher Meinung Sie sind, es lohnt sich immer wieder ihn zu lesen.