An jedem ersten Donnerstag des Monats geben 21 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Die KrimiZeit-Bestenliste ist eine Kooperation der ZEIT mit dem NordwestRadio, einem gemeinsamen Programm von Radio Bremen und dem NDR.

Hier die Liste:

1(10) James Lee Burke: Sturm über New Orleans
Aus dem Englischen von Georg Schmidt; Pendragon, 576 S., 17,99 €.
Louisiana, August 2005. Katrina zermalmt New Orleans. Das faulige Wasser schwemmt Serienmörder, Plünderer, Böses und Gutes hoch. Im Chaos des Überlebenskampfes, zwischen Ertrinkenden und Obdachlosen: Dave Robicheaux, orientierungslos stur, will es richten. Elementar.

2(2) Zoë Beck: Schwarzblende
Heyne, 416 S., 9,99 €.
London. „Allahu akbar!“ – Zwei Islamisten hacken einem Jungen den Kopf ab. Zufallszeuge Niall kann das Gesehene nicht begreifen. Der Dokumentarfilmer recherchiert Hinter- und Beweggründe im rechtsstaatlichen Niemandsland. An der Schmerzgrenze, beklemmend aktuell, nix für Schönschwätzer.

3(3) James Ellroy: Perfidia
Aus dem Englischen von Stephen Tree; Ullstein, 956 S., 25,– €.
Los Angeles 1941. Am Tag vor Pearl Harbor wird die Farmerfamilie Watanabe rituell aufgeschlitzt. Zwei weiße Cops, ein US-japanischer Forensiker und ihrer aller It-Girl Kay Lake krabbeln spermienhaft durch Kriegs- und Rassenwahn, Immobilien- schwindel und Mord. Ziel: Erlösung/Lust. Ellroy back to his roots.

4(4) Mike Nicol: Bad Cop
Aus dem Englischen von Mechthild Barth; btb, 544 S., 9,99 €.
Kapstadt. Die Vergangenheit ist nicht vergangen, schon gar nicht in Südafrika. Die Mitglieder einer früheren Todesschwadron werden abgeschlachtet, ein geschasster Polizeichef startet letzte Big Deals, der Geheimdienst spielt dreckige Spiele, so dreckig wie je. Nicht mal in Ruhe surfen kann man. Klasse.

5(1) William McIlvanney: Die Suche nach Tony Veitch
Aus dem Englischen von Conny Lösch; Kunstmann, 320 S., 19,95 €.
Glasgow. Was hat dieser Tony Veitch an sich, dass sie ihn alle suchen – abgehalfterte Detektive, Gangster, Polizei? Wieso sollte der gut betuchte Student einen Penner ermorden? DI Laidlaw, stur und einfühlsam, spürt unbeirrbar durch die Stadt, die „in ihren Trümmern tanzt“. Klassiker, unverzichtbar.

6(5) Giancarlo de Cataldo/ Carlo Bonini: Suburra
Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl; Folio, 413 S., 22,90 €.
Rom. Samurai, Überlebender der Maglianabande und Faschist, bringt tödliche Ordnung in die schwindelerregenden Pläne rivalisierender Gangsterbanden und gieriger Politiker. Cataldo & Bonini: Intime Kenner des realen Verbrechens packen Roms größten Bauskandal in klassisches Noir. Urbi et orbi.

7(6) Adrian McKinty: Die verlorenen Schwestern
Aus dem Englischen von Peter Torberg; Suhrkamp, 378 S., 14,99 €.
Nordirland 1984. Sean Duffy zum Dritten, als Tragikomödie. Erst gefeuert, dann vom MI5 geheuert, wird der katholische Bulle unfreiwillig zum Helden. Irlands Krankheit: ein locked room mystery. Duffy löst ein kleineres, rettet ein Mädel und gibt den Killeraffen. Blutige Realität und literarische Akrobatik.

8(7) Alan Carter: Prime Cut
Aus dem Englischen von Sabine Schulte; Edition Nautilus, 368 S., 19,90 €.
Hopetoun, Westaustralien. Cato Kwong, zum Viehpolizisten degradiert, kriegt seine Chance. Eine Leiche ohne Kopf, ein aus England in das boomende Kaff geflüchteter Mörder. Sonnenschein und Meer, nur der Kaffee und die Leute sind echt mies. Eine frische, raue Stimme im australischen Crime-Beat.

9(–) Benjamin Black: Die Blonde mit den schwarzen Augen
A. d. Engl. v. Kristian Lutze; KiWi, 288 S., 14,99 €.
Los Angeles, 1950er. Romantiker, dein Name ist Philip Marlowe. Im Auftrag der Chandler-Erben arrangiertes Revival. Marlowe verfällt Blondine bis zur Bewusstlosigkeit. Freundschaft, Liebe – selbst das Gentleman-Konzept: nix als Tinnef. Chandler-Makramee aus irischer Edelfeder.

10(-) Dominique Manotti: Abpfiff
Aus dem Französischen von Andrea Stephani; Ariadne, 230 S., 17,– €.
Lisle-sur-Seine 1990. Inspecteur Romero und eine Nadine Speck werden abgeknallt. Commissaire Daquin will den Mörder seines Kollegen zur Rechenschaft ziehen und zerrt an den Netzwerken von Lokalpolitik, Sport und Geld. „Die Träume der Banlieue sind unantastbar.“ Denkste.