Ein Brief-Bericht zu einem wahrhaft zauberhaften Buch:

Der Jesus vom SexshopLieber S. –

dieses Buch habe ich genossen wie – Kokain (dessen Wirkung ich nicht kenne) wirken soll, aber, da ich meines Rückens wegen immer liegend lese, schwebte ich immer etwa 1 m über der Matratze.

Außerdem hat es den Vorteil, dass man es, weil man – wie Du – keine Zeit hat, zwischendurch lesen kann und total entspannst dabei! Und sich obendrein auf die nächste Gelegenheit freuen kann.

Nur oder wieder ein Abenteuerbuch, das seinesgleichen sucht? Nein, es ist viel mehr als nur das. »… ich lebe vom Geschichtenerzählen« das ist es! Sie kommen so hart an die Grenze des Literarischen, dass sie sie immer wieder überschreiten: elegant, flockenleicht, in allen Farben und Gerüchen der Erde, so, dass man sie selbst auch sieht und vor allem:

Jedes Kapitel: in sich geschlossen, kurz, im Kern eine hinzugewonnene Weisheit. Obwohl man jederzeit aufhören kann, tut man es nicht und giert nach dem nächsten: Wieder ganz anders, wieder packend von der ersten bis zur letzten Seite. Warum? »Adrenalin ist an und für sich nicht bösartig, sondern ein befreundetes Hormon. Es macht wach und putzmunter, denn es rast wie Rasierklingen durchs Bluch und tut den Nerven gut, tausendmal besser als Kokain.» Tatsächlich: Irgendwie hat er irgendetwas zwischen die Buchstaben oder die Druckerschwärze gemixt, irgendwas rast beim Lesen auch bei uns messerscharf durchs Blut – eben hab ich es selbst deutlich verspürt. Und was das Buch so besonders schön macht, ist wohl auch, dass es keine Übersetzung von wer weiß welcher Sprache ist, sondern seines Schreibers eigene, ganz besondere Sprache.

Mit siebzehn trampte Helge Timmerberg nach Indien, bereiste den legendären Hippie-Trail; in Kurdistan fiel er unter die Wölfe, im Iran wurde er verhaftet, und in Belutschistan traf ihn die Liebe – sie hieß Leila.

… Seither, seit vier Jahrzehnten, ist Timmerberg auf Reisen, Sesshaftigkeit hat ihm das Schicksal verboten – entstanden sind daraus ebenso abenteuerliche wie einzigartige Reportagen, die viel mehr sind als nur das! Er erzählt, wie Hunter S. Thompson ihm in den Rocky Mountains die Freundin ausspannen wollte (und es nicht schaffte); wie Steven Seagal ihm beim Aikido einen Daumen und warum Havanna ihm das Herz brach.

Er berichtet von einem wilden Kamelritt durch die marokkanische Wüste, von geheimen Haschisch-Oasen in Wien und davon, wie ihn am Amazonas um ein Haar der Jaguar gekriegt hätte.

Und was noch? Geschichten über die Thaiboxer von Bangkok, die Astrologen von Varanasi, den Geheimdienst in Nordkorea und die Taxifahrer von Tel Aviv. Auf St. Pauli arbeitete Timmerberg als Nachtclub-Portier; in Marrakesc h fand er sein Lieblingshaus. Aber auch hier konnte er nicht bleiben – unterwegs ist sein Zuhause.

Helge Timmerberg, geboren 1952 in Dorfitter (Hessen), entschloß sich mit Zwanzig im Himalaja dazu, Journalist zu werden. Seitdem schreibt er immer besser werdende Reisereportagen aus allen Teilen der Welt – bisher mit Ausnahme der Fidschis und Australien. Nur Crew-Mitglieder der großen Fluglinien sind möglicherweise mehr unterwegs.

Seine Wohnung nennt er Basis-Camp, und alle Ansätze des modernen Nomaden, ernsthaft seßhaft zu werden, schlugen bisher fehl. Er versuchte es in Marrakesch (drei Jahre), in Havanna (zwei Jahre) und Wien. Zur Zeit ist Berlin sein ständiger Abflugsort.

Timmerberg schreibt u. a. für Tempo, Bunte, Süddeutsche Zeitung Magazin, Stern, Der Spiegel, Die Zeit, Bild, BZ, Elle, Playboy, Penthouse, Lui, Merian, Pur, Wiener, Wienerin, Allegra.

Es wäre noch viel davon zu erzählen – lassen Sie sich einfach selbst bezaubern!

Ingeborg Gollwitzer