„Im Schatten von Puschkin und Gogol“

xknpziuy„Der schwarze Handschuh“ (Manesse) von Vladimir Odoevskij ist das „Buch des Monats“ Februar der Darmstädter Jury. Ins Deutsche gebracht wurden die Erzählungen von Peter Urban, der im Dezember gestorben ist − auch ihn ehrt die Jury mit ihrer Wahl.

In der Begründung der Jury heißt es:

„Ihr erzieherisches Ziel verfehlende Strategien, kuriose Einbildungen oder Sinnestäuschungen, folgenschwere üble Nachreden, Intrigen und Heucheleien − darum geht es in den teils phantastisch-ironischen, teils bitter die (adels)gesellschaftlichen Umgangsformen kritisierenden Erzählungen, die der hochgebildete und vielseitig begabte Fürst Vladimir Odoevskij während der 1830er Jahre verfasst hat − sozusagen im Schatten der großen mit ihm befreundeten Generationsgenossen Puschkin und Gogol.“

Für den Band habe der Übersetzter Peter Urban sieben der auch formal abwechslungsreichen Stücke ausgewählt − und neu oder erstmals ins Deutsche gebracht. „Es war das letzte seiner Projekte, das er noch hat realisieren können“, so die Jury.

 

„Auch in dankbarer Erinnerung an ihn, den großen Kenner und Vermittler russischer Literatur, sei ‚Der schwarze Handschuh‘ zu entdeckender Lektüre empfohlen.“

Er ist ein charmanter Feingeist und scharfzüngiger Kritiker skandalöser Zustände, und so erzählt Vladimir Odoevskij stets mit der Eleganz des formvollendeten Stilisten. Dieser Auswahlband ist eine Trouvaille für alle, die sich mit Felicitas Hoppe von der «Leichtigkeit, Geistesgegenwart und Beobachtungsgabe» dieses russischen Klassikers bezaubern lassen möchten.

Neu zu entdecken: ein Hochkaräter der russischen Literatur und ein Großmeister der kleinen Form. Vladimir Odoevskij (1803–1869) hat die Erzählkunst seiner Heimat mitbegründet und sie mit seinen Novellen in weltliterarische Sphären geführt.

Sprachlich souverän und in unbefangenem Fabulierton vermittelt er uns ein launig- heiteres Zeit- und Sittenbild der spätaristokratischen Welt. Kaum ein gesellschaftlicher Missstand und kaum ein menschlicher Makel, den der versierte Satiriker nicht auf seine spitze Feder gespießt hätte. Habgier, Eitelkeit, Ruhmsucht, Trägheit des Herzens, Standes- und Geistesdünkel, nichts ist vor seiner Polemik sicher.

Der Enge gesellschaftlicher Konventionen und des schönen Scheins entkommen am Ende weder die Privilegierten noch die Habenichtse, weder die Berechnenden noch die, die angeblich reinen Herzens sind. Wie das Zwillingsstück um die zauberhaften Prinzessinnen Mimi und Zizi, das den Beginn der psychologischen Analyse in der russischen Literatur markiert, sind auch die anderen Erzählungen des Bandes eine tiefgründige Kritik an ausgehöhlten Traditionen. Romantische Motive, spätromantische Brechung und ein modern anmutender Scharfblick finden sich hier meisterhaft miteinander verschränkt.
Bei den hier von Peter Urban gehobenen Prosaschätzen handelt es sich durchwegs um Erst- bzw. Neuübersetzungen, die den Nimbus dieses großen Erzählers belegen
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Stichworte zu diesem Buch nennt der Verlag:

Tiefsinn   Eleganz   Spott    19. Jahrhundert    Entdeckung    Ironie      Klassiker Russische Literatur