Wie meist zum Jahreswechsel erfasst einen – bei Rückschau und Zukunftsplänen – die bange Überlegung, ob denn das, was wir getan haben und tun wollen, überhaupt sinnvoll ist. Bei den meisten wird es aussehen wie bei mir: Das vergangene Jahr war randvoll Plackerei und trotzdem wurde nicht alles fertig, was man sich vorgenommen hat. Nur zu leicht gerät man in die Verfassung, dass man viel, meist gleich viel zu viel kritisiert, besonders dann, wenn man betrachtet, was der oder die anderen in genau den gleichen 12 Monaten alles geschafft hat.

Aber dieses Buch ist wunderbar dazu geeignet, mit der miesen Stimmung aufzuhören. Freundlich und sachlich werden diverse “Lebensfragen” hinterfragt und man erkennt zu seinem Erstaunen und zu seiner Beruhigung, dass es DEN Sinn des Lebens so überhaupt nicht gibt. Für jeden sieht das ganz anders, ganz individuell aus, was für ihn der Sinn SEINES Lebens ist.

So zeigt einem dieses Buch, freundlich Schritt für Schritt, wie und was man tun kann, um herauszufinden, was wohl der Sinn des eigenen Lebens sein kann.

Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es darauf überhaupt eine Antwort? Wenn ja, liegt sie in uns? Oder ist die Frage falsch gestellt? Terry Eagleton widmet sich diesem existenziellen Thema auf geistreiche und witzige Art. Ein außergewöhnliches Philosophiebuch.

Der moderne Mensch tut sich besonders schwer mit der Sinnsuche. Viele glauben ebenso wenig an die eine, endgültige Bedeutung des Lebens wie an den Weihnachtsmann. Es scheint, als sei es heute einfacher, den Lebenssinn in New-Age-Religionen oder einem bestimmten Fußballclub zu entdecken, als sich mit zentralen philosophischen Fragestellungen zu beschäftigen. Zumal es einem die Philosophen auch nicht leicht machen: Sie haben die ärgerliche Angewohnheit, Fragen zu analysieren, anstatt sie zu beantworten.

Zum Glück ist Terry Eagleton kein Philosoph. Er erläutert auf originelle und unterhaltsame Weise, wie Geistesgrößen von Shakespeare bis Schopenhauer, von Marx bis Sartre die Frage nach dem Sinn des Lebens beantwortet haben. Und er findet eigene, überraschende und inspirierende Antworten. Terry Eagleton ist Warton Professor für Englische Literatur am St. Catherine’s College in Oxford. Er hat sich weltweit als Literaturtheoretiker einen Namen gemacht und ist Verfasser zahlreicher Theaterstücke.

Wer gerade höchst missmutig in die Zukunft schaut oder jemanden kennt, der gerade nicht so recht weiß: Warum? Woher? Wozu? – dem kann man mit diesem wunderbar zu lesenden Buch eine nützliche, große Freude bereiten. Lasen Sie sich nicht einreden, dass es nicht stimmt, dass Gläser immer mindestens halbVOLL sind. Und wenn man, durch einen blöden Zufall, etwas vom Weg abgekommen ist: Das Wichtige daran ist, dass man wieder ein Stück schlauer wurde.

Zum Schluss ein Satz, der mir mächtig imponierte:

Wie wollen wir leben? Von nichts anderem handelt die Literatur.

(Von Michael Krüger, Verleger des Hanser Verlages.)

Ingeborg Gollwitzer