Literarisches Leben
Friedrich Christian Delius erhält Georg-Büchner-Preis 2011
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den mit 50.000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis 2011 an den Schriftsteller Friedrich Christian Delius.
Er ist als kritischer, findiger und erfinderischer Beobachter bekannt, der er in seinen Romanen und Erzählungen die Geschichte der deutschen Bewusstseinslagen im 20. Jahrhundert erzählt – von der Vorgeschichte der NS-Zeit über die Zeit der Teilung bis in die unmittelbare Gegenwart. Laut Pressemitteilung loten seine politisch hellwachen, ideologieresistenten und menschenfreundlichen Texte die historischen Tiefendimensionen der Gegenwart aus. Seiner souveränen Erzählkunst gelingt es, eine manchmal satirische Beobachtungsschärfe zu verbinden mit einer humanen Sensibilität, die seine Figuren oft decouvriert, aber nie denunziert.
Die Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Friedrich Christian Delius findet am 29. Oktober 2011 im Staatstheater Darmstadt statt. Der Preis feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen was mit der Aufstockung des Preisgeldes um 10.000 Euro honoriert wird.
Kurzbiographie
Friedrich Christian Delius wurde am 13. Februar 1943 in Rom geboren und wuchs in den hessischen Orten Wehrda und Korbach auf. Noch als Schüler veröffentlichte er 1961 erste Gedichte. Im Anschluss an sein Germanistikstudium an der FU Berlin, später an der TU Berlin, promovierte er 1970 bei Walter Höllerer und arbeitete danach für die Verlage Klaus Wagenbach und Rotbuch. Zudem nahm F.C. Delius an mehreren Tagungen der Gruppe 47 teil: erstmals 1964 im schwedischen Sigtuna, außerdem 1965 in Berlin und in den folgenden beiden Jahren in Princeton/USA und in der Pulvermühle/ Waischfeld. Er las auch auf der letzten Tagung der Gruppe 47 in Dobris bei Prag.
Die Gedichtsammlung Kerbholz war 1965 seine erste Buchpublikation. Ihr folgten seitdem zahlreiche weitere Veröffentlichungen, überwiegend Romane und Erzählungen, in denen F.C. Delius sich häufig politisch-historischen Themen der Bundesrepublik Deutschland widmet. Seit 1978 arbeitet der vielfach ausgezeichnete F.C. Delius als freier Schriftsteller, heute lebt er in Rom und Berlin. Seine Texte wurden in 17 Sprachen übersetzt. F.C. Delius ist seit 1998 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, ebenso gehört er der Akademie der Künste in Berlin und der Freien Akademie der Künste in Hamburg an.
Weitere Informationen auf der Homepage des Autors unter: www.fcdelius.de
Veröffentlichungen
• Kerbholz. Gedichte. Berlin: Wagenbach 1965
• Wir Unternehmer. Über Arbeitgeber, Pinscher und das Volksganze. Eine Dokumentar-Polemik anhand der Protokolle des Wirtschaftstages der CSU 1965 in Düsseldorf (zusammen mit Karl-Heinz Stanzick). Berlin: Wagenbach 1966
• Wenn wir, bei Rot. 38 Gedichte. Berlin: Wagenbach 1969
• Der Held und sein Wetter. Ein Kunstmittel und sein ideologischer Gebrauch im Roman des bürgerlichen Realismus. Dissertation. München: Hanser 1971
• Unsere Siemens-Welt. Eine Festschrift zum 125jährigen Bestehen des Hauses S. Berlin: Wagenbach 1972
• Ein Bankier auf der Flucht. Gedichte und Reisebilder. Berlin: Rotbuch 1975
• Ein Held der inneren Sicherheit. Roman. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1981
• Die unsichtbaren Blitze. Gedichte. Berlin: Rotbuch 1981
• Adenauerplatz. Roman. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1984
• Einige Argumente zur Verteidigung der Gemüseesser. Eine Denkschrift. Berlin: Rotbuch 1985
• Mogadischu Fensterplatz. Roman. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1987
• Waschtag. Textbuch. Mit einer Einführung von Dieter Kirsch. Utrecht: L.O.K.V. Dramatische Bibliothek 1988
• Konservativ in 30 Tagen. Ein Hand- und Wörterbuch Frankfurter Allgemeinplätze. Reinbek: Rowohlt 1988
• Japanische Rolltreppen. Tanka-Gedichte. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1989
• Die Birnen von Ribbeck. Erzählung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1991
• Himmelfahrt eines Staatsfeindes. Roman. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1992
• Selbstporträt mit Luftbrücke. Ausgewählte Gedichte 1962–1992. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1993
• Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde. Erzählung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1994
• Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus. Erzählung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1995
• Die Verlockungen der Wörter oder: Warum ich immer noch kein Zyniker bin. Transit 1996
• Amerikahaus und der Tanz um die Frauen. Erzählung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1997
• Die Flatterzunge. Erzählung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1999
• Transit Westberlin. Erlebnisse im Zwischenraum (mit Peter Joachim Lapp). Berlin: Ch. Links 1999
• Der Königsmacher. Roman. Berlin: Rowohlt Berlin 2001
• Warum ich schon immer Recht hatte – und andere Irrtümer. Ein Leitfaden für deutsches Denken. Berlin: Rowohlt Berlin 2003
• Mein Jahr als Mörder. Roman. Berlin: Rowohlt Berlin 2004
• Die Minute mit Paul McCartney. Memo-Arien. Berlin: Transit 2005
• Bildnis der Mutter als junge Frau. Berlin: Rowohlt Berlin 2006
• Die Frau, für die ich den Computer erfand. Berlin: Rowohlt Berlin 2009
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