Ein Weg aus der Krise

Medzin für die Bildung

Dies ist das bislang vermutlich beste Buch von Professor Dr. Manfred Spitzer und sein “aggressivstes” wohl überhaupt.

Manfred Spitzer, Professor für Psychiatrie und Neurowissenschaften & Lernen – zudem vielfacher Vater – weiß in mehrfacher Hinsicht genau, wovon er berichtet und was er anklagt: Er legt den Finger in die offene Wunde: Bildung und Ausbildung in Deutschland und beweist:

Man kann gar nichts besseres tun, als in Bildung zu investieren.

Allein das Vorwort hat fast 30 Seiten – und wer sich in dieser Materie auskennt, sei es als Eltern oder ehemalige Schüler, wird hier auf vielen Seiten hell auflachen, so drastisch schildert der kinderreiche Professor die gegenwärtige Schul- und Ausbildungssituation in Deutschland.

Und man ist ihm regelrecht dankbar – wenn Eltern, Schüler oder sogar Lehrer versuchen, sich zu beschweren, finden sie wenig Beachtung. Und jeder selbst betroffene Leser hofft, dass nun dieser streitbare Professor einmal ernst genommen wird.

Alle Beteiligten wissen: Die Schule und die Ausbildung der Lehrer liegen bei uns VOLL DANEBEN!

Wie wollen wir mit diesem Ausbildungs-“Monster” in der gegenwärtigen Krise global konkurrenzfähig sein, wenn ein hoher Anteil der Schüler, wenn sie die Schule verlassen, nicht einmal richtig Lesen, Schreiben und Rechnen können? Wie wollen wir z.B. dem Fachkräfte-Mangel, der jetzt schon und zunehmend sichtbarer werden wird, beikommen?

Es geht um nichts weniger als eine neue Sicht von Bildung: Nicht Leistungsziele und Wissenskanon sind gefragt, sondern die Förderung von Neugier und der Lust am Lernen! Lernen muss Spaß machen.

An ganz konkreten Beispielen wird gezeigt, wie Bildung – von Geburt an – funktioniert: Es ist eine Sache des sich entwickelnden Gehirns, das man in all seinen Phasen sinnvoll lenken und fördern muss. Er sieht wie viele, wie heimtückisch sich die Bevorzugung von Computern und den Spielen darauf, auswirken. Zumal bei Kindern aus sozial schwachen Familien: Da wird ein Gerät gekauft – womöglich aus falsch verstandener Sorge um die Zukunft der Kind – und bewirkt wird damit genau das Gegenteil dessen, was gewünscht wurde: Computer machen die Bildung der jungen Menschen nicht besser sondern schlechter. Nach wie vor kann man einen Computer mit der Investition von einigen Hundert Euro nicht kaufen wie endlich einen Nürnberger Trichter – den gibt es nach wie vor nicht!

Leider werden die meisten, der so beschriebenen Menschen, dieses Buch wohl selten in die Hand bekommen, geschweige denn lesen. Es betrifft vor allem auch jene Kinder mit fremdprachigem Hintergrund, um deren Eingliederung sich viel zu wenig gekümmert wird. Das ist auch die einzige “Schwäche” dieses Buches, dass es viele von denen, die es hauptsächlich betrifft, eben nicht direkt erreichen kann.

Aber all jene, die es lesen und verstehen können, sollten jeden Satz in diesem Buch ernst nehmen und mit wachen Augen tatkräftig daran gehen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die ALLE Kinder umfasst und niemanden untergehen lässt.

Schon allein die Ausbildung der Lehrer ist unzweckmässig: Manfred Spitzer vergleicht sie mit der Mediziner-Ausbildung: Würden diese nach dem gleichen System wie die Lehrer ausgebildet, wäre es bald mit der Gesundheit, der Überbevölkerung und dem Erreichen hohen Alters vorbei! Daher kommt auch der doppelbödige Titel des Buches: Manfred Spitzer meint, dass man die durch und durch krankende Bildung medizinisch versorgen muss!

Er beweist und rechnet es haarklein vor: Man kann gar nichts besseres tun, als in Bildung zu investieren. Wenn man heute (am 21.8.2010) die großformatigen Anzeigen in der Zeitung sieht, in denen es um den Sinn von Kernenergie geht, wünschte man sich, dass eine derartige Anzeige auch einmal um die Bildung geschaltet würde. Auch bei der Kernenergie geht es ja um die Wettbewerbsfähigkeit Deuschlands – aber wer kümmert sich rechtzeitig um das mindest ebenso wichtige Potential, das in den Kindern & Schülern in naher Zukunft dringend benötigt wird?

Was kann die Bildung von der Medizin lernen? – Sehr viel! So die überraschende Antwort dieses Buchs. Denn es gibt für die Bildung ebenso einen Weg aus der Krise wie für den entzündeten Blinddarm: indem man die richtigen Diagnosen stellt und die richtigen Therapien sorgfältig erforscht. Damit unsere Kinder gut durch die Schule kommen,sollten wir nicht auf politische Reformen hoffen, sondern auf das Wissen über Lernen und Lernerfolg setzen. Werfen wir einen Blick in das Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung.



2. Die Krise und die Kosten.

3. Spuren im Gehirn.

4. Welche Bildung?

5. Bildung durch die Umwelt.

6. Entwicklung.

7. Gehirn-Bildung.

8. Persönlichkeits-Bildung.

9. Herzens-Bildung: Angst und Glück.

10. Motivation und Neugier.

11. Selbstkontrolle und Leistungsbereitschaft.

12. Medien.

13. Lehrer-Bildung.

14. Grundlagenforschung für die Praxis.

15. Rückblick und Ausblick

Bei der Kernenergie geht es schlicht um Gewinne. Aber bei der Bildung – auch wenn man da vielleicht in noch längeren Zeiträumen denken muss – geht es letztlich auch darum, Gewinne überhaupt erst möglich zu machen!

Man wird zornig, wenn einem das alles klar wird! Und darum beschreibe ich dieses Buch, damit es möglichst viele erreicht und zum Neu- und Umdenken bewegen kann.

Schreiben Sie hier bitte auch einmal Ihre persönliche Meinung zu diesem Thema, über das man gar nicht genug streiten und nachdenken kann!

Ingeborg Gollwitzer