Seine Bücher sind längst unvergessliche Klassiker !

LiterarisOtfried Preußlerches Leben

Otfried Preußler© Francis Koenig

18.02.2013   Gestorben

Otfried Preußler ist tot

Der Schriftsteller Otfried Preußler (89) ist am 18. Februar in Prien am Chiemsee gestorben. Seine Kinder- und Jugendbücher haben bislang weltweit eine Gesamtauflage von 50 Millionen Exemplaren erreicht und liegen über 300 Übersetzungen in mehr als 50 Sprachen vor.

Bekannt wurder er durch die inzwischen zu Klassikern gewordenen Werke „Der kleine Wassermann“ (1956), „Die kleine Hexe“ (1957), „Der Räuber Hotzenplotz“ (1962), „Das kleine Gespenst“ (1966) und den Roman „Krabat“ (1971), für den er den Deutschen wie den Europäischen Jugendbuchpreis erhielt. Seine Bühnenstücke zählen zu den meistgespielten Werken des zeitgenössischen Kindertheaters.

Und man sollte weder die ‚Kleine Hexe‘ noch sonst eines seiner Bücher sprachlich ‚reinigen‘! Das ist fast wie Bücherverbrennung  und eine mehr als kleingeistige Korrektur!

Der am 20. Oktober 1923 geborene Preußler stammte aus Reichenberg in Böhmen

50 Jahre Räuber Hotzenplotz

„Einmal saß Kasperls Großmutter auf der Bank vor ihrem Häuschen in der Sonne und mahlte Kaffee. Kasperl und sein Freund Seppel hatten ihr zum Geburtstag eine neue Kaffeemühle geschenkt, die hatten sie selbst erfunden. Wenn man daran kurbelte, spielte sie „Alles neu macht der Mai“, das war Großmutters Lieblingslied.“
Seit 50 Jahren lieben und fürchten wir den Räuber Hotzenplotz. Aus diesem Anlass gab der Thienemann Verlag 2012 eine Sonderausgabe von allen drei Bänden heraus, in denen Mathias Weber die schwarz-weißen Originalzeichnungen von Franz Josef Tripp mit viel Liebe zum Detail koloriert hat.

Die Cover der Sonderausgaben – bitte zum Vergrößern auf Bild klicken

Der Räuber Hotzenplotz Neues vom Räuber Hotzenplotz Hotzenplotz 3

Wie der Räuber farbig wurde

Der Illustrator Mathias Weber hat insgesamt 250 Illustrationen, von kleineren Vignetten, halbseitigen Bilder bis hin zu großangelegten „Panoramen“ koloriert.

. Nach Krieg und Gefangenschaft kam er nach Oberbayern, wo er bis 1970 Volksschullehrer war. Danach widmete er sich ausschließlich seiner literarischen Arbeit. Preußler lebte seit etlichen Jahren zurückgezogen am Chiemsee. Seine Geschäfte führt seine Tochter Susanne Preußler-Bitsch. Bis zuletzt, so sein Hausverlag Thienemann, habe er große Freude an der Arbeit mit Texten wie bei seiner letzten Veröffentlichung „Der kleine Wassermann – Sommerfest im Mühlenweiher“ (Februar 2013) gehabt. Im Januar stand Preußlers Kinderbuch „Die kleine Hexe“ im Fokus der Aufmerksamkeit, als in den Feuilletons über die sprachliche Modernisierung einiger Begriffe im Buch debattiert wurde

Wie der „Räuber Hotzenplotz“ entstand – Otfried Preußler erzählt

„Der Räuber Hotzenplotz“ ist eine klassische Kasperlgeschichte: Kasperl und Seppel machen sich auf, den wilden Räuber Hotzenplotz zu fangen, der Großmutters Kaffeemühle gestohlen hat. Unglücklicherweise geraten sie dabei in die Hände des Räubers Hotzenplotz und des bösen Zauberers Zwackelmann.

Otfried Preußler schrieb die Geschichte vom Räuber Hotzenplotz aus seiner alten Liebe zum Kasperltheater und um sich von der schweren Arbeit an „Krabat“ abzulenken. Was brachte ihn damals auf die Idee?

„Jetzt schreibst du mal was Lustiges, etwas zum bloßen Spaß – sagen wir eine Kasperlgeschichte, in der alle Personen vorkommen, die zu einem richtigen Kasperlstück gehören, einschließlich Räuber und Polizist“, sagt Preußler.
„Der Anfang war rasch gemacht und da ich für meinen Räuber einen richtig schönen Kasperltheaternamen brauchte, habe ich ihn kurzerhand mit dem Namen eines Städtchens in Mährisch-Schlesien ausgestattet, der mir von der Schule her in Erinnerung geblieben war, weil er schon damals großen Eindruck auf mich gemacht hatte.

Als ich mir die erste Geschichte vom Räuber Hotzenplotz ausdachte, habe ich natürlich nicht ahnen können, welch ungewöhnlichen Anklang der Mann mit den sieben Messern beim verehrlichen Publikum finden würde. Und ich habe auch keineswegs die Absicht gehabt, diesem Kasperlbuch ein weiteres folgen zu lassen, was ich sogar beweisen kann: Sonst hätte ich nämlich den großen und bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann unter keinen Umständen bereits im ersten Band das Zeitliche segnen lassen

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Sieben Jahre später, nachdem Tausende von Kindern mich mit Anfragen, Bitten und detailierten Vorschlägen für weitere Hotzenplotzbücher bestürmt hatten, habe ich mich wohl oder übel dazu entschließen müssen, einen zweiten Hotzenplotzband zu schreiben, und da hat es mir dann um den leichtfertig aus dem Spiel gebrachten Herrn Zwackelmann ganz schön Leid getan.
Für ihn sind dann, sozusagen aushilfsweise, die Witwe Schlotterbeck und ihr Krokodilhund Wasti in die Geschichte ‘Neues vom Räuber Hotzenplotz’ hereingekommen, wobei mir allerdings wiederum ein folgenschwerer Fehler unterlaufen ist. Es handelt sich ja bei Wasti bekanntermaßen um einen Langhaardackel, den die Frau Schlotterbeck bloß versehentlich in ein Krokodil verwandelt hat – und nun hatte ich verpasst, ihn am Ende des zweiten Bandes wieder zum Dackel werden zu lassen. Die Folge davon? Eine neuerliche Flut von Briefen und Postkarten mit der immer wiederkehrenden Frage, wie es denn mit dem Wasti Schlotterbeck weitergeht.

Diesmal hat es bloß noch vier Jahre gedauert, bis ich mürbe gewesen bin. Da habe ich dann ‘Hotzenplotz 3’geschrieben und bin peinlichst darauf bedacht gewesen, am Ende des Buches nur ja keinen offen gebliebenen Handlungsfaden zu übersehen. Und da ich zudem auch noch unmissverständlich im Titel des Buches erklärt habe, dass dies meine dritte und endgültig letzte Kasperlgeschichte sei, steht zu hoffen, dass sich ein p.t. Publikum damit abfinden wird.“