Philosophieren als geistige Volkslauf-Bewegung – aber wie?  Für alle, die den Dingen auf den Grund gehen wollen oder Antworten auf die Sinnfrage suchen, gibt es kluge Essays, kompakte Einführungen und inspirierte Magazine. Eine kommentierte Auswahlliste für Anspruchsvolle:

40 philosophische Gedankenexperimente hat Georg W. Bertram in einem „Lese- und Studienbuch“ aus dem Reclam Verlag versammelt („Philosophische Gedankenexperimente“, 309 S., 12,95 Euro) und mit einer systematischen Einleitung versehen. Ein lehrreiches, verständlich geschriebenes Buch, das den Intellekt schärft.

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Wenn man Wissen als „Inbegriff wahrer, gerechtfertigter Überzeugungen“ auffasst, so Herbert Schnädelbach in seinem Buch „Was Philosophen wissen und was man von ihnen lernen kann“ (C. H. Beck, 277 S., 19,95 Euro), dann verfügt die Philosophie zumindest über einen Vorrat wahrer Sätze, hinter die man nicht zurück kann. clip_image003

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf ein philosophisch interessiertes Publikum, das sich die Lektüre nicht von Fachtermini verleiden lassen möchte, zielen Thomas Vaseks bei Suhrkamp verlegte „Denkstücke“ (207 S., 8,99 Euro), die die bisher erschienenen gleichnamigen Kolumnen aus der Zeitschrift „Hohe Luft“ versammeln. Das Spektrum der „Lockerungsübungen für den philosophischen Verstand“ (so der Unter­titel) reicht von erkenntnistheoretischen über sprachphilosophische bis zu ethischen Problemstellungen.

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Die vor einem Jahr gestartete philosophische Zeitschrift „Hohe Luft“ hat das Publikum überzeugt. Die ersten vier Hefte wurden 15.000- bis 20.000-mal verkauft – für Chefredakteur Thomas Vasek und den Verlag Inspiring Network ein Anlass, die Erscheinungsfrequenz ab 2013 auf sechs Hefte zu erhöhen. Das Motto von Ausgabe 1 / 2013: „Schluss mit dem Bullshit!“ – ein Appell gegen das ubiquitäre Geschwätz auf allen Kanälen.

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Eine gute Idee war es offensichtlich, das in Frankreich bereits seit Jahren erfolgreiche „Philosophie Magazin“ Anfang 2012 nach Deutschland zu bringen. Das stark mit Dialogformen und Interviews arbeitende Magazin (in Heft 1 / 2013 wird unter anderen die amerikanische Gender-Philosophin Judith Butler interviewt) hat den Markttest ebenfalls bestanden: Die ersten sechs Hefte wurden durchschnittlich 25.000-mal verkauft.

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Dazu passt auch eine kompakte Einführung in die Philosophie auf gut 100 Seiten, die bei Reclam in neuer Ausstattung herausgekommen ist: Thomas Nagels Buch „Was bedeutet das alles?“ (102 S., 5 Euro). Der New Yorker Philosoph macht die Leser anhand neun philosophischer Grundfragen – wie zum Beispiel dem Leib-Seele-Problem – mit dem Denken vertraut.

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Henning Ritter, von 1985 bis 2008 Leiter des Ressorts Geisteswissenschaften der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, porträtiert in seinem Essayband große Denker wie Carl Schmitt, Isaiah Berlin und Hans Blumenberg. Ritters Darstellungen lassen in der Schilderung der Begegnungen, Gespräche und Korrespondenzen die geistige Gestalt der Denker hervortreten. Der Band aus dem zu Klampen Verlag („Verehrte Denker“, 110 S., 16 Euro) ist ein Kleinod, das sich gut als Geschenk eignet.

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In diesem Band der Jubiläums-Edition 50 Jahre Wilhelm Fink Verlag beschäftigen sich international renommierte Denker der Gegenwart mit Grundfragen der Philosophie – unter ihnen Herausgeber Norbert Bolz, Karl Heinz Bohrer und Peter Sloterdijk – und nehmen (hoffentlich) die Angst vor ihr (2., überarb. u. erw. Neuauflage 2012, 239 S., 29,90 Euro).

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Ohne Handbücher und Nachschlagewerke lassen sich philosophische Debatten und Traditionen nicht gründlich verstehen. Einen guten Dienst erweist da Anthony Kennys vierbändige „Geschichte der abendländischen Philosophie“, die jetzt im Primus Verlag erschienen ist (1.408 S., Einführungspreis: 99,90 Euro; ab 1. 2. 2013: 149 Euro). Das Werk ist verständlich geschrieben und mit zahlreichen Quellen, Bildern und Literaturhinweisen angereichert. Es folgt nicht nur der Chronologie, sondern gliedert den Stoff der jeweiligen Epoche (Antike, Mittelalter, Neuzeit, Moderne) auch thematisch – beispielsweise in Ethik, Metaphysik und Theologie (Band 1).

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Die Philosophiegeschichte lebt nicht nur von den Denkerpersönlichkeiten, sondern arbeitet sich immer wieder an den maßgebenden Werken ab. Das im Herbst bei Kröner erschienene „Kleine Werklexikon der Philosophie“ (688 S., 27,90 Euro) bietet eine konzentrierte Übersicht über rund 330 zentrale philosophische Werke. Eine ideale Hilfe für Schüler, Studenten und Lehrer – zur Vertiefung und Vorbereitung von Referaten oder Unterrichtsstunden.

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Ein unkonventionelles, zwischen Aperçu und großem Spannungsbogen changierendes Lektüreerlebnis bereitet das Buch „Die Ironie“ von Vladimir Jankélévitch, erst 48 Jahre nach der französischen Originalveröffentlichung ins Deutsche übertragen (Suhrkamp, 190 S., 19,95 Euro). Es setzt den profund gebildeten Leser voraus, entschädigt aber durch eine Fülle an überraschenden Einsichten. Jankélévitch kreist das ironische Bewusstsein ein, fächert seine Spielarten auf und warnt vor den Tücken der Ironie.

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Die Erkenntnisse der Neurowissenschaften fordern die Philosophie heraus. Der bei Fink erschienene Band „Natur und Geist“ (herausgegeben von Christoph Jamme und Udo Reinhold Jeck, 424 S., 49,90 Euro) gibt einen historischen und systematischen Einblick in das Verhältnis der Philosophie zum Gehirn.

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Dass die moderne Kunst einen eigenständigen Beitrag zur Philosophie leistet, ist Robert B. Pippins Überzeugung. Der international anerkannte Idealismusexperte schildert in seinem Buch, wie diese Entwicklung ihren Anfang mit Hegels „Vorlesungen über die Ästhetik“ nimmt. „Kunst als Philosophie“ (Suhrkamp, 224 S., 26,95 Euro) basiert auf den Frankfurter Adorno-Vorlesungen 2011.

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33 Ansichten „Über das Haben“ präsentiert das gleichnamige Buch des mittlerweile 85-jährigen Sprachphilosophen Harald Weinrich (C. H. Beck, 208 S., 19,95 Euro). Von Aristoteles bis Heidegger stellt er die zahlreichen Nuancen des Grundworts „Haben“ vor.

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Der soeben mit dem Heine-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf ausgezeichnete Philosoph Jürgen Habermas legt in dem bei Suhrkamp erschienenen Band „Nachmetaphysisches Denken II“ (336 S., 19,95 Euro) neue Aufsätze und Repliken vor – beispielsweise zur Religion in der Öffentlichkeit der „postsäkularen“ Gesellschaft.

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„Warum es die Welt nicht gibt“ – so der Titel von Markus Gabriels Buch (Ullstein, 208 S., 18 Euro) – werden die Leser voraussichtlich ab Frühjahr 2013 erfahren. Deutschlands jüngster Philosophieprofessor (Jahrgang 1980) wird vermutlich mit überraschenden Einsichten unser festgefahrenes „Welt“-Bild erschüttern.