Nun ist die österreichsiche Schriftstellerin Brigitte Schwaiger mit 61 Jahren verstorben
Genau genommen war das Leben von Brigitte Schwaiger eine ziemliche Tortur. Wer sie kannte, wunderte sich wenig, als sie jetzt tot aus der Donau geborgen wurde. Die behörden ordneten eine Obduktion an – aber ob dabei noch herauskommen wird, warum ihr Leben unter so einem Unstern stand?
30 Jahre nach der Erstveröffentlichung ivon “Wie kommt das Salz ins Meer” ist Brigitte Schwaigers Debütroman, der sofort nach Erscheinen ein Sensatins-Bestseller wurde, einem stark autobiographisch gefärbten Roman, der über 500.000 Mal verlauft wurde: ein nach wie vor aktuelles Plädoyer wider die provinzielle Bürgerlichkeit.
Das Buch zählt zu den unbestrittenen Klassikern der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, dessen Thematiken an Aktualität nichts eingebüßt haben. Die provinzielle Bürgerlichkeit ihres Elternhauses prägt das Leben der Ich-Erzählerin. Die frühe Heirat – die den gutbürgerlichen Eltern sehr gefällt – mit Rolf bringt keinen Ausweg sondern führt zu einer weiteren Einengung ihrer persönlichen Freiheit. Es folgen eine Affäre, Abtreibung, Depression und Scheidung.
Die scheinbare Banalität der Themen bekommt durch den Scharfblick der Autorin etwas Exemplarisches. Es entwickelt sich eine Sozialkritik ohne erhobenen Zeigefinger, ein literarisches Meisterstück ohne prätentiöse Verbrämungen. Ein Buch zum Entdecken österreichischer Literatur und zum Wiederentdecken einer großen Autorin.
“In sezierender Offenheit berichtet Brigitte Schwaiger in “Fallen Lassen” von Depressionen und Wahnvorstellungen, von Selbstmordversuchen und vom Wesen der Psychiatrie. Fallen lassen schildert die Tragik eines aussichtslosen Lebens mit großer literarischer Eindringlichkeit.” (Neue Zürcher Zeitung)
“Fallen lassen müsste jeder lesen, der schon einmal in eine seelische Dunkelheit gefallen ist oder einen solchen Menschen kennt. Also ALLE.” (Kronen Zeitung)
2008 kam noch ein Sammelband verschiedener Schriften von Brigitte Schwaiger heraus:
Die Galizianerin / Lange Anwesenheit / Malstunde
Mit diesem Buch sind sind drei längst vergriffene Bücher von Brigitte Schwaiger als Sammelband wieder lieferbar. Jeder der drei Texte entspringt einem anderen Genre und ist von zeitloser Aktualität. Ein lebendiges Stück deutschsprachiger Literaturgeschichte. Wie sie festsitzen, neu anfangen, naiv oder schlau sind. Wie die Positionen von Interviewtem und Interviewer vertauscht werden. Langweilig sind die Nummern der beiden Wortartisten Brigitte Schwaiger und Arnulf Rainer nie.
Obwohl vermutlich überwiegend Frauen ihre Bücher lasen, war sie alles andere als eine “Frauenbuch-Autorin”.: 1949 wurde die so vielfach Begabte als Tochter eines Arztes geboren; ihre Urgroßmutter, die Opernsängerin Carola Seligmann (Künstlername Angeli), kam im KZ Theresienstadt ums Leben.
Brigitte Schwaiger studierte zwei Semester Psychologie, Germanistik und Romanistik in Wien und heiratete 1968 einen spanischen Offizier, mit dem sie nach Madrid und Mallorca zog. Vier Jahre später ließen sich die beiden scheiden, und Schwaiger besuchte die Pädagogische Akademie in Linz. Nebenbei hatte sie Auftritte in Kellertheatern und arbeitete als Regieassistentin beim ORF.
Nun ist dieses schmerzhafte, komplizierte Leben zuende. Es war ihr lang genug. Vielleicht aber ein Grund für uns, Ihre Bücher nochmals und mit anderen Augen zu lesen. Es sind literarische Glanzstücke.
Ingeborg Gollwitzer: “ich würde mich freuen, wenn sie diese Bücher (Wieder-)Lesen und setze hier einen Klick, damit Sie sie leicht finden”:
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