1(-) William McIlvanney: Die Suche nach Tony Veitch
Aus dem Englischen von Conny Lösch; Kunstmann, 320 S., 19,95 €.

Glasgow. Was hat dieser Tony Veitch an sich, dass sie ihn alle suchen – abgehalfterte Detektive, Gangster, Polizei? Wieso sollte der gutbetuchte Student einen Penner ermorden? DI Laidlaw, stur und einfühlsam, spürt unbeirrbar durch die Stadt, die „in ihren Trümmern tanzt“. Klassiker, unverzichtbar.

2(–) Alan Carter: Prime Cut
Aus dem Englischen von Sabine Schulte; Edition Nautilus, 368 S., 19,90 €.

Hopetoun, Westaustralien. Cato Kwong, zum Viehpolizisten degradiert, kriegt seine Chance. Eine Leiche ohne Kopf, ein aus England in das boomende Kaff geflüchteter Mörder. Sonnenschein und Meer, nur der Kaffee und die Leute sind echt mies. Eine frische, raue Stimme im australischen Crime-Beat.

3(–) Mike Nicol: Bad Cop
Aus dem Englischen von Mechthild Barth; btb, 544 S., 9,99 €.

Kapstadt. Die Vergangenheit ist nicht vergangen, schon gar nicht in Südafrika. Die Mitglieder einer früheren Todesschwadron werden abgeschlachtet, ein geschasster Polizeichef startet letzte Big Deals, der Geheimdienst spielt dreckige Spiele, so dreckig wie je. Nicht mal in Ruhe surfen kann man. Klasse.

4(–) Dave Zeltserman: Killer
Aus dem Englischen von Ango Laina und Angelika Müller; Pulp Master, 268 S., 14,80 €.

Boston. 28 Morde hat Lennie March für Salvatore Lombard begangen, dann macht er einen Deal mit der Justiz: vierzehn Jahre Knast fürs Überleben. Als alter Mann kommt er raus, will sauber bleiben, Frieden mit seinen Kindern machen. Und findet sein wahres Selbst. Schwarzer Humor mit schwarzer Pointe.

5(6) Norbert Horst: Mädchenware
Goldmann, 352 S., 8,99 €.

Dortmund/Jekaterinburg. Prügel, Hunger, Aufbegehren, drei russische Mädchen halten zusammen. Schießerei im Dortmunder Puff: Steigers Geliebte schwer verletzt, eine Russin verschleppt. Steiger ermittelt entschieden, reflektiert, ein guter Kriminalist. KHK Horst: macht aus Polizeiarbeit Literatur.

6(3) Dennis Lehane: The Drop – Bargeld
Aus dem Englischen von Steffen Jacobs; Diogenes, 226 S., 19,90 €.

Cousin Marvs Kneipe in „East Buckingham“. Hier soll – ein Mal alle Jubeljahre – das Schwarzgeld Bostons, der „Drop“, zusammengetragen werden. Letzter Satz des feinen Romans, aus dem ein Film wurde: „Man kann das Leben nicht kontrollieren.“ Der Kampf kleiner Leute: Lebenssatt, melancholisch.

7(4) Tana French: Geheimer Ort
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann; Scherz, 704 S., 14,99 €.

Mädcheninternat St. Kilda, Irland. Verdichtet in einen Tag der Verhöre und Gespräche rekonstruiert French den Totschlag eines Jungen und wie es dazu kam. Von Freundschaftsschwüren, Mädchencliquen, einem tosenden Jahr zwischen Pubertät und Erwachsensein. Meisterstück kriminaler Erzählkunst.

8(8) Tony Parsons: Dein finsteres Herz
Aus dem Englischen von Dietmar Schmidt; Lübbe; 384 S., 14,99 €.

London/Potters Field College. Sieben Jungen vergewaltigen ein Mädchen. Jahre später werden sie, meist reich und mächtig geworden, umgebracht. DC Wolfe, Frischling unter den Mordermittlern, Terroristentöter und alleinerziehendes Weichherz, übernimmt. Soll in Serie gehen.

9(–) Zoë Beck: Schwarzblende
Heyne, 416 S., 9,99 €.

London. „Allahu akbar!“ – Zwei Islamisten hacken einem Jungen den Kopf ab. Zufallszeuge Niall kann das Gesehene nicht begreifen. Der Dokumentarfilmer recherchiert Hinter- und Beweggründe im rechtsstaatlichen Niemandsland. An der Schmerzgrenze, beklemmend aktuell, nix für Schönschwätzer.

10(2) Jesper Stein: Weißglut
Aus dem Dänischen von Patrick Zöller Kiepenheuer & Witsch, 416 S., 12,99 €.

Kopenhagen. Das Trauma Axel Steens: der seit Jahren unaufgeklärte Mord an Marie Schmidt. Bis bei einer Vergewaltigung neue Täter-DNA auftaucht. Da bricht er los, das „Haschischwrack“, der einsame Vater und Wolf, zeigt, was er draufhat. Sentimental, rau, gut beobachtet: solide dänische Wertarbeit.

Quelle:  Zeit online