Hervorragendes über Paul Klee: Multitalent, Visionär und Wegbereiter der Moderne
Genau genommen weiß man eigentlich nicht besonders viel Einzelheiten über den Maler Max Klee. Trotzdem erkennt man seine Bilder sofort. Einige habe ich unten abgebildet.
Aber wie kam es dazu, das Paul Klee mit seinem umfangreichen Werk nicht nur zu den beliebtesten, sondern auch zu den facettenreichsten und bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts wurde?
Alle diese Fragen beantwortet Friedewald auf bewunderungswerte Weise: Obwohl das großformatige Buch nur 191 Seiten hat und – oft ganzseitige – insgesamt 120 farbige Abbildungen aufweist,
und sein Text in angenehm großer Schrift gut und flüssig zu lesen ist: Nichts lässt er aus, was wichtig ist, um die Entwicklung und Besonderheiten dieses vielschichtigen Künstlers aufzuzeigen.
Paul Klee stammte aus einem musischen Elternhaus. Als er drei Jahre alt war, schenkte ihm seine Großmutter schenkte, die ebenfalls gern zeichnet und malte. Mit sieben Jahren bekam er seine ersten Geigenstunden, und er sollte noch lange mit er Entscheidung ringen, ob nun die Musik oder aber die Malerei das Thema seines Lebens werden sollte.
Aber auch seine – typisch noch ungelenken – Kinderzeichnungen sollten ihn sehr viel später nochmals sehr interessieren. Das Geigenspiel beherrschte er bald so meisterhaft, dass er bereits als Elfjähriger als außerordentliches Mitglied bei er Bernischen Musikgesellschaft mitspielen sollte. Dem Geigenpiel – das von den Eltern sehr gefördert wurde – blieb er ein Leben lang treu.
Aber nicht nur Musik und Malen beschäftige ihn, er schrieb auch Gedichte, von denen in diesem Band einige wiedergegeben sind. Denn er las viel und er las gründlich – alles, was ihn in seiner Selbstfindung weiterbringen konnte und das Rätsel seines Selbst zu lösen half; dass er dieses auf diesem Wege erst selbst schuf, war ihm zunächst wohl nicht bewusst.
Er heiratete die Geigerin Lily Stumpf, die er auf einer Kammermusik Soirée kennen gelernt hat und die – auch nach der Geburt des Sohnes Felix – zunächst den größten Teil des Familieneinkommens verdiente, indem sie Klavierstunden gab.Vater Paul kümmerte sich derweil um den Haushalt (einige detaillierte Ausgabenbücher sind erhalten) und um die Entwicklung seines Sohnes. Ein besonders für damalige Verhältnisse sehr emanzipiertes Verhältnis! (Lily lernte übrigens das Kochen nie!)
Einen typischen Satz schrieb er bereits 1900 angesichts seines damaligen Schaffens: “Ich wusste wohl, wie kümmerlich das alles war und wie nichtig im Vergleich zu den vorgefühlten Möglichkeiten!” Er wusste in seinem Inneren, “etwas”, das zu gestalten galt, war in ihm
Seinen eigenen Durchbruch zu sich selbst erlebte Paul Klee währen einer Tunesienreise April 1914 mit den Malerfreunden Moilliet und Macke. An einem Tag dieser von Farben und überquellendem, bewegten orientalischem Leben geschah es: Er hatte seine Schwierigkeit mit den Farben überwunden:
“(…) Es dringt so viel und mild in mich hinein, ich fühle das und werde so sicher, ohne Fleiß. Das ist der glücklichen Stunde Sinn: Ich und die Farbe sind eins. Ich bin Maler!”
Paul Klees Arbeiten reichen von berühmten Gemälden und Grafiken bis hin zu Glasmalerei und Handpuppen (für seinen Sohn.) In seinen Werken ist Gegenständliches ebenso zu finden wie reine Farbsetzungen oder kombinierte Maltechniken.
Diese umfassende Biografie, mit ihrem aufschlussreiche Anekdoten sowie selten veröffentlichtes Material bieten eine abwechslungsreiche Sicht auf den Künstler und seine farbenprächtige, fantasievolle Welt. Man kann dies Buch aus vielerlei Perspektive lesen: Man kann einen Künstler bei seinem Werdegang und Lebenslauf begleiten, sein Leben miterleben – und die wundervollen Bilder betrachten. Bei allen ist im Anhang alles Notwendige aufgeführt; wenn man sich eines davon als Druck gern selbst besorgen möchte, ist die Größenangabe besonders wichtig, weil man sonst den wahren Eindruck erst in seiner Originalgröße (viele sind überraschend klein) haben kann.
Zu erwähnen ist auch der geringe Preis dieses qualitätvoll gedruckten Kunst-Bandes. Als Leser hat man große Freude an diesem wohlabgewogenen Buch!
Senecio Der Goldene Fisch
Boris Friedewald, Paul Klee Sein Leben – Seine Kunst. 191 S. m. zahlr. farb. Abb. 29,5 cm 1330g Mit Klarsichtschutzumschlag , in deutscher Sprache. 2011 Prestel ISBN 3-7913-4525-7 29,95
Boris Friedewald, geboren 1969, studierte Kunstgeschichte, Pädagogik und Theaterwissenschaften in Bochum und Berlin. Er arbeitet als freiberuflicher Kunsthistoriker, Autor, Dramaturg und Dozent für Kunst- und Theatergeschichte und lebt in Berlin.
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